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Abschlussbericht des Forschungsprojektes zur Entwicklung neuer ...

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Portfolio in der Waldorfschule<br />

hat. Es kommt in Zukunft nicht darauf an, ob ein Stoff behandelt wurde, sondern allein<br />

darauf, ob und wie der Schüler ihn aufgenommen und in in seine Kenntnisse und<br />

Fähigkeiten eingebaut hat. Ganz so, wie es beim Lernen auch nicht mehr<br />

ausschließlich oder vordringlich um die Erweiterung <strong>des</strong> Wissens geht, sondern darum,<br />

ob man mit diesem Wissen in Handlungszusammenhängen etwas anfangen kann, ob<br />

es also zum Bestandteil von Kompetenzen wird, die ein komplexes selbständiges<br />

Handlungsvermögen beschreiben.<br />

Kompetenzportfolios erzwingen diesen Perspektivwechsel: Mit ihnen werden die<br />

Lernprozesse und Lernergebnisse analysiert, nicht die Lehrprozesse.<br />

Selbstverständlich können die Lehrenden aus den Portfolios weitreichende<br />

Konsequenzen für ihr eigenes Lehrverhalten, ihre Didaktik und ihre Methoden ziehen –<br />

aber das ist sekundär. Erst einmal muss sich der Schüler selbst fragen, welche<br />

Kompetenzen er bei bestimmten schulischen Aktivitäten gelernt hat bzw. welche an der<br />

Art, wie er sich bei diesen Aktivitäten verhalten hat, deutlich geworden sind. Für die<br />

Lehrer kann das ernüchternd sein. In jedem Fall stellen Portfolios für Lehrer so etwas<br />

wie eine pädgogische Erfolgsüberprüfungen dar: Hat das, was der Schüler in seinem<br />

eigenen Erleben gelernt hat, überhaupt etwas zu tun mit dem, was ich ihn damit lehren<br />

wollte? Im Prinzip können Portfolios bis dahin führen, dass pädagogische Illusionen<br />

zusammenbrechen und ganze pädagogische Theorien fraglich werden.<br />

Wichtiger erscheint uns aber, was mit Hilfe der Portfolioarbeit an Umdenken in der<br />

Institution Schule im Prinzip möglich wird: Die Verwandlung der Lehr- in eine<br />

Lernanstalt verlangt einen Paradigmenwechsel, bei dem die Schüler für das Lernen die<br />

Verantwortung übernehmen, bei dem Lernen als eine aktive Tätigkeit begriffen wird,<br />

die nichts mehr mit dem alten Bild <strong>des</strong> Konsumierens von Unterricht oder gar <strong>des</strong><br />

passiven „Abgefülltwerdens“ zu tun hat. Schüler lernen in diesem Zusammenhang<br />

auch nachdrücklich, dass Lernen Arbeit ist. Mit der Portfolioarbeit ist ein Bild von<br />

Schule verbunden, nach dem Schulen Orte zum Lernen sind, an denen dem Lernen<br />

die höchste Aufmerksamkeit aller Beteiligten gebührt. Damit rückt allerdings das<br />

Lehren etwas aus dem Mittelpunkt der Schule; es kann weniger als Selbstzweck<br />

missverstanden werden, sondern muss werden, was es im Grunde immer schon ist:<br />

Hilfe zum Lernen.<br />

Für die Lehrer könnte aus einem solchen Perspektivwechsel das erwachsen, was in<br />

der Wirtschaft „Kundenorientierung“ heißt: In einem kundenorientierten Unterricht lautet<br />

die Kernfrage nicht mehr: Wie lehre ich gut? Sondern sie lautet: Was muss ich tun, wie<br />

muss Schule eingerichtet, wie muss Unterricht durchgeführt werden, damit die Schüler<br />

gut lernen können? Und für die Schüler könnte deutlich werden, dass es letztlich<br />

ausschließlich von ihnen abhängt, ob Schule für sie einen Sinn hat (und welcher das<br />

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