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Abschlussbericht des Forschungsprojektes zur Entwicklung neuer ...

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Portfolio in der Waldorfschule<br />

Übungsaufgaben sind Portfolios freilich weder sinnvoll noch motivierend. Ihre Brisanz<br />

erhalten sie wirklich erst aus ihrer Nähe zum „Ernstfall“, aus ihrer Verbindlichkeit und<br />

ihrem Realitätsgehalt: „So bin ich, das kann ich, und so trete ich ins Leben.“ Das weist<br />

auf das hin, worum es bei den Portfolios wirklich geht: Um nicht mehr und nicht<br />

weniger als um die ungeschönte, ungeschminkte Auseinandersetzung mit sich selbst,<br />

um die direkte Konfrontation mit dem eigenen Können, den eigenen Fähigkeiten, dem<br />

eigenen So-Sein – und eben nicht in der Form einer literarischen Selbstverklärung,<br />

sondern in der Form der unbestochenen Wahrnehmung der eigenen Handlungen, der<br />

selbst geschaffenen Tatsachen und ihrer zum Faktum gewordenen Aussagen über<br />

mich selbst. Unter diesem Aspekt sind Kompetenzportfolios ziemlich harte Brocken, die<br />

auszuhalten, denen sich zu stellen man gelernt haben muss. Unser Eindruck ist, dass<br />

nur wenige Lehrer dies überhaupt erkannt, noch weniger es in entsprechende<br />

pädagogische Begleitaktivitäten umgesetzt haben und bisher kaum jemand die<br />

biografische Bedeutung dieses Zusammenhangs im Rahmen von Selbsterkenntnis und<br />

Selbststeuerung pädagogisch genutzt hat.<br />

6.2.3. Aufgaben der Lehrer<br />

6.2.3.1. Grundgedanken der Kompetenzfeststellung aneignen<br />

Eine der irritierendsten, aber auch zeifellos wichtigsten Erfahrungen der Projekts war<br />

für uns, wie schwer sich die Lehrer damit tun, die Grundgedanken der Arbeit mit<br />

Kompetenzportfolios erst einmal überhaupt zu verstehen, dann aber vor allem zu<br />

praktizieren. Erst an den vielen Missverständnissen aus Lehrersicht wurde uns<br />

überhaupt klar, wie „revolutionär“ der Portfolioansatz für Schulen offenbar ist und<br />

welche tief verankerten Strukturen sich verändern müssen, damit in Schulen mit<br />

Kompetenzportfolios gearbeitet werden kann.<br />

Da ist als erstes die tiefsitzende Beurteilung der Qualität einer Leistung.<br />

Leistungsbeurteilung ist für Lehrer in vielen Fällen offenbar habituell geworden, sie<br />

sehen in der Beurteilung eine ihrer wichtigsten Aufgaben: zu sagen, was an einer<br />

Leistung gut und was weniger gut war. Das wird auch heftig und mit vielen Argumenten<br />

verteidigt (denn wie soll der Schüler anders lernen, wie es richtig ist?). Dass es aber<br />

beim Kompetenzportfolio einfach um eine ganz andere Frage geht, wurde auch im<br />

Projekt sehr lange nicht verstanden.<br />

Von Tätigkeiten auf darin geforderte bzw. daran zu lernende Fähigkeiten zu schließen,<br />

ist für die Lehrer ebenso ungewohnt und schwierig wie für Schüler. Und sie tun sich im<br />

Einzelfall ebenso schwer damit, konkret zu bestimmen, welche Fähigkeit man für<br />

welche Tätigkeit braucht und damit unter Beweis stellt bzw. lernen kann. Hinzu kommt,<br />

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