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Abschlussbericht des Forschungsprojektes zur Entwicklung neuer ...

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Portfolio in der Waldorfschule<br />

ist), indem sie anhand der Portfolioarbeit erleben, dass allein sie diejenigen sind, die<br />

darüber entscheiden, ob und was sie lernen.<br />

Kompetenzportfolios könnten somit Instrumente einer neu verstandenen Schule<br />

werden, in der Lernen nichts mit Zwang und Bevormundung zu tun hat, sondern eine<br />

freiwillige und selbstgesteuerte Aktivität ist, für die Schule und Lehrer ständig das<br />

passende „Futter“ zu liefern haben. Selbständiges, selbstgesteuertes,<br />

selbstverantwortliches Lernen aber sind heute die zentralen Schlagworte in der<br />

pädagogischen Diskussion, selbst und gerade in der beruflichen Bildung. Ein solches<br />

Lernen ist nicht nur eine Voraussetzung für eine selbständige individuelle <strong>Entwicklung</strong>,<br />

sondern auch in gesellschaftlicher Betrachtung die Vorbedingung dafür, den<br />

beschleunigten Wandel in einer individualisierten Gesellschaft zu bewältigen.<br />

6.1.5. Wandel der Lehrerrolle vom „Belehrer“ zum<br />

„Lernbegleiter“<br />

Während bei der Portfolioarbeit das Lernen der Schüler in den Mittelpunkt der Schule<br />

rückt, muss sich die Rolle der Lehrer stark wandeln. Portfolios werden von den<br />

Schülern erarbeitet, nicht von den Lehrern – ein Grundsatz der Portfoliomethode, der in<br />

manchen Projektschulen bis zuletzt nicht von allen Lehrern verstanden wurde. Wie<br />

hartnäckig an manchen Orten die Portfolios als „Wortzeugnisse“ missverstanden und<br />

<strong>des</strong>halb als Aufgabe <strong>des</strong> Lehrers gesehen wurden, zeigt, wie tief hier die<br />

Notwendigkeit zum Umdenken reicht. Von etwas, das traditionell zu den absoluten<br />

Privilegien <strong>des</strong> Lehrers gehört – die abschließende Beurteilung <strong>des</strong> Schülers und<br />

seiner Leistung – <strong>zur</strong>ückzutreten und es die Schüler selbst mit einer ganz anderen<br />

Zielrichtung tun zu lassen: dabei taten sich fast alle Kollegen außerordentlich schwer.<br />

Dennoch liegt hier eine wesentliche Chance der Arbeit mit Kompetenzportfolios: Sie<br />

verlangen ein radikales Umdenken der Lehrer, ein neues Verständnis ihrer Rolle in der<br />

Schule.<br />

Wo mit Kompetenzportfolios gearbeitet wird, müssen sich Lehrer um den Lernprozess<br />

und das Lernverständnis je<strong>des</strong> einzelnen Schülers kümmern. Damit die Portfolioarbeit<br />

überhaupt möglich wird, müssen sie mit den Schülern üben, ihre Lernprozesse zu<br />

betrachten. Schon damit geben sie etwas aus der Hand, was zuvor ausschließlich ihre<br />

eigene Sache als Lehrer war. Dann müssen sie akzeptieren, dass die Schüler vielleicht<br />

ganz andere Lernerfahrungen gemacht haben, als der Lehrer es intendiert hat. Sie<br />

können mit den Schülern zwar über die Vorgehensweise und Tiefe <strong>des</strong> Portfolios<br />

diskutieren, nicht aber über die dort beschriebenen Lernerfahrungen: Allein der Schüler<br />

kann feststellen und beurteilen, was er gelernt hat. Und schließlich, dies ist der größte<br />

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