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Abschlussbericht des Forschungsprojektes zur Entwicklung neuer ...

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Portfolio in der Waldorfschule<br />

Möglichkeiten der Situation, in der die der Führung Unterworfenen sich finden. In<br />

diesem Sinn situative Führung ist „Führung als Kunst“ – und nicht deren Abdankung.<br />

6.2.3.4. Probleme der Sprachlichkeit und <strong>des</strong> Bewusstseins<br />

Wenn die Schüler beim Verfassen ihrer Portfolios mit Begeisterung loslegen würden<br />

und dabei alles im Gruff hätten, könnten die Lehrer sich ja auch möglicherweise<br />

schneller in ihrer neuen Rolle <strong>zur</strong>echtfinden. Aber das ist ja nun leider nicht der Fall.<br />

Statt<strong>des</strong>sen werden die Lehrer dringend benötigt, um den Schülern beim Abfassen<br />

ihrer Portfolios beizustehen, Begriffe <strong>zur</strong> Verfügung zu stellen, andere Begriffe zu<br />

erläutern, immer wieder den Sinn der Arbeit vor Augen zu führen und Dinge bewusst<br />

zu machen, die sich ja nicht in ihrer eigenen, sondern in der Erfahrung <strong>des</strong> Schülers<br />

abgespielt haben.<br />

Dies ist zusammen mit der Anforderung, sich als Lernbegleiter <strong>zur</strong>ückzuhalten,<br />

natürlich eine überaus widersprüchliche und sehr selbstlose Aufgabe. Die Kompetenz<br />

der Lehrer soll sich weg von den Inhalten und ganz entschieden hin <strong>zur</strong> methodischen<br />

Beratung und Unterstützung wandeln, aber dennoch durchaus aktive Hilfe leisten.<br />

Diese widersprüchliche Anforderung kann nur gelingen, wenn die Lehrer die Inhalte der<br />

Portfolios tatsächlich völlig freigeben und ihren ganzen Ehrgeiz darein setzen, den<br />

Schülern <strong>zur</strong> Artikulation <strong>des</strong>sen zu verhelfen, was diese selbst tatsächlich und<br />

authentisch erfahren haben – und alles wegzulassen, von dem nur die Lehrer meinen,<br />

dass es erfahren worden sein müsste.<br />

Hier liegen selbstverständlich zahlreiche Klippen, und im Zentrum steht immer wieder<br />

das Sprachproblem in seiner Verbundenheit mit dem analytisch Denk- und<br />

Unterscheidbaren. Sprache und Bewusstsein bilden eine dialektische Einheit, die sich<br />

nur in großen hermeneutischen Bewegungen entwickeln kann. Hier liegt, wie schon<br />

ausgeführt, die Hauptaufgabe der begleitenden und unterstützenden Lehrer beim<br />

Verfassen der Portfolios: Begriffe anzubieten für noch begriffslose Bewusstseinsnebel,<br />

in denen sich Erlebnisse undeutlich zu Erfahrungen konturieren; und sie müssen zu<br />

vorgefassten Begriffen prüfend Erfahrungen und Erlebnisse hervorrufen, an denen die<br />

Begriffe überprüft, mit denen sie gefüllt oder anhand derer sie verworfen werden<br />

können. Die sprachlichen Vermögen der Lehrer werden hier ganz zweifellos stark<br />

gefordert und kommen auch immer wieder an Grenzen.<br />

Da wundert es nicht, dass auch immer wieder die Frage nach der prinzipiellen Grenze<br />

der Versprachlichung von Lernprozessen aufgeworfen wurde. Sie entzündete sich<br />

insbesondere an den handwerklichen Erfahrungen (vor allem in Krefeld), bei denen<br />

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