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Abschlussbericht des Forschungsprojektes zur Entwicklung neuer ...

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Portfolio in der Waldorfschule<br />

Bochumer Abschlussportfolios kommt noch hinzu, dass hier ja der Anspruch besteht,<br />

die Mappen bei Bewerbungen usw. vorzulegen. Wenn der Schüler wirklich<br />

übernommen werden will, wird er sich vernünftigerweise hüten, dies zu tun, wenn sich<br />

in der Mappe solche negativen Beurteilungen wie die zitierten finden.<br />

Es ist eine Haltung weit verbreitet, Zeugnisse, Beurteilungen usw. müssten<br />

„ausgewogen“ sein, und ausgewogen heißt oft: sowohl Positives wie Negatives<br />

enthalten, um glaubwürdig zu sein. Im Falle der Kompetenzportfolios beruht dies<br />

jedoch auf einem Denkfehler: Diese beanspruchen ja lediglich, vorhandene<br />

Kompetenzen zu beschreiben und zu belegen. Sie verlangen die Konzentration auf<br />

das, was einer tatsächlich kann – nicht, was er nicht kann. Zwar fällt einem bekanntlich<br />

letzteres zuerst auf, und Lehrer sind dagegen offenbar nicht gefeit, aber wenn man es<br />

mit Kompetenzportfolios zu tun hat, sind nun einmal ein anderes Bewusstsein und eine<br />

andere Haltung gefordert. Das hat nichts mit Schönfärberei zu tun, sondern ganz<br />

einfach mit dem Erkennen und „Ablesen“ von Kompetenzen aus Sachverhalten und<br />

Tätigkeiten.<br />

Manche Lehrer sträuben sich gegen diese Anforderung, wenn sie z.B. erleben, wie in<br />

einer problematischen Betreuung der Schüler leichtfertig sämtliche Hinweise in den<br />

Wind schlägt, und sie ihm dies im Gutachten nicht <strong>zur</strong>ückmelden sollen. Das ist sehr<br />

verständlich, und es ist auch gar nicht verlangt, hier aus dem eigenen Herzen eine<br />

Mördergrube zu machen. Die Frage ist lediglich, wo der richtige Platz dazu ist!<br />

Im Prinzip gehört solch eine Beobachtung zweifellos in ein Abschlussgespräch, in eine<br />

Auswertungssituation, auch vielleicht in ein internes Zeugnis – aber eben weder in eine<br />

Kompetenzfeststellung noch in ein Abschlusszeugnis, das diesen Schüler für den Rest<br />

seines Lebens, zumin<strong>des</strong>t während der nächsten Jahre, begleitet und Personen und<br />

Instanzen vorgelegt werden muss, die sich für längst <strong>zur</strong>ückliegende Hakeleien mit den<br />

Lehrern ohnehin nicht interessieren. Das klingt dann ein wenig nach Rache <strong>des</strong><br />

Lehrers und hilft eigentlich niemandem weiter (auch wenn es im Moment entlastend<br />

wirken mag).<br />

Dieses Problem offenbart möglicherweise im Schulganzen eine fehlende Institution,<br />

nämlich das offene Auswertungsgespräch zwischen Schüler und Betreuer über die<br />

Jahresarbeit. Die Kritik <strong>des</strong> Betreuers muss ja nicht erst unpersönlich-schriftlich<br />

gegeben werden (wenn sie nichts mehr bewirkt), sondern sie ist viel besser platziert in<br />

einem persönlichen Auswertungsprozess, der eigentlich zu jeder größeren<br />

Schülerarbeit dazugehören sollte. Vielleicht kann dies in Bochum ja im Rahmen einer<br />

Weiterentwicklung der Lernbegleitungsgespräche etabliert werden.<br />

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