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Abschlussbericht des Forschungsprojektes zur Entwicklung neuer ...

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Portfolio in der Waldorfschule<br />

also der Lernprozess erst abgeschlossen ist, wenn das Gelernte „in Fleisch und Blut<br />

übergegangen“ ist, ist natürlich kein Privileg <strong>des</strong> Handwerks, sondern das gilt schon für<br />

das Fahrradfahren und im Übrigen auch für das Rechnenlernen (also das Lernen einer<br />

kognitiven Fähigkeit). Das schließt aber nicht aus, dass man diese Lernprozesse<br />

nachträglich reflektieren, dass man sie an ihren Ergebnissen feststellen und ihr Wie<br />

durch Introspektion bzw. Selbstbeobachtung weitgehend rekonstruieren kann – wenn<br />

natürlich auch unbestritten ist, dass der „eigentliche“ Lernvorgang unbewusst bleibt<br />

(allerdings immer und nicht nur beim handwerklichen Lernen).<br />

Die Erfahrungen mit der Portfoliomethode in Krefeld verweisen somit in den Augen der<br />

Evaluatoren weniger darauf, dass sie in handwerklichen Lernfeldern nicht anwendbar<br />

wäre (viele geglückte Anwendungen auf handwerkliche Lernrpozesse an anderen<br />

Orten lassen gar keinen anderen Schluss zu), als darauf, dass es in diesen Lernfeldern<br />

besonderer Betreuung und Begleitung der Lernenden bedarf, damit diese den<br />

Anforderungen einer Portfolioarbeit genügen können. Dies gilt umso mehr, wenn es<br />

sich um Klienten handelt, die, wie die Krefelder „Praktiker“, bisher in Bezug auf<br />

Selbstreflektion wenig gefordert waren, denen alles Schriftliche schon fremd und<br />

widerwärtig geworden ist und deren Sprachvermögen einfach nicht ausreicht, so<br />

differenzierte Erfahrungen wiederzugeben, wie sie im handwerklichen Lernen<br />

auftreten. Die Portfolioprobleme, wie sie uns in Krefeld begegnet sind, bestätigen<br />

lediglich den Teufelskreis der ‚Lernbehinderung’, wie er offenbar auch zum Schicksal<br />

dieser Schüler gehört und aufgebrochen werden muss, sollen sich diese Kinder nicht<br />

einfach selbst aufgeben. Das gelingt der Krefelder Schule offenbar bisher noch nicht.<br />

In Bezug auf die Portfolioarbeit ist aus diesem Befund vermutlich abzuleiten: Hier wäre<br />

eine enge Begleitung der Schüler nötig, die diese schrittweise an die Selbstreflektion<br />

heranführt, die ihnen hilft, Anforderungen von Arbeitsprozessen zu beobachten, zu<br />

spüren und auch zu benennen. Den Schülern muss dabei geholfen werden, Worte zu<br />

finden, mit denen ihr Wahrnehmungsvermögen geschärft, ihr Lernprozess ihnen<br />

bewusst werden kann und beschreibbar wird. Es geht also um eine kombinierte<br />

Wahrnehmungs-, Denk- und Sprachschulung der Schüler, die von den Lehrern<br />

angeleitet und begleitet werden muss. Dabei spielen auch natürlich Begriffe aus der<br />

Qualifikationsforschung eine Rolle, die differenzierter sein müssen als die<br />

Alltagssprache und die von den Lehrern in diese Begleitung eingebracht werden.<br />

Fazit: Die Portfoliomethode ist – zumal bei dieser Klientel – anspruchsvoller, als man<br />

oft denkt, sie erfordert intensive Begleitung und Hinführung, und sie verlangt<br />

insbesondere eine sprachliche Vorbereitung und Förderung, die man allerdings gerade<br />

den sogenannten „schwächeren Schülern“ ohnehin dringend wünschen muss.<br />

Portfolioarbeit kann hier geradezu zu einer Methode eines hoch wirksamen<br />

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