27.10.2013 Aufrufe

Abschlussbericht des Forschungsprojektes zur Entwicklung neuer ...

Abschlussbericht des Forschungsprojektes zur Entwicklung neuer ...

Abschlussbericht des Forschungsprojektes zur Entwicklung neuer ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Portfolio in der Waldorfschule<br />

moderieren nicht anders als zu verhandeln, zu hobeln nicht anders als mit einem<br />

Computerprogramm umzugehen. Theoretische Erläuterungen mögen an bestimmten<br />

Stellen <strong>des</strong> Lernprozesses außerordentlich hilfreich sein, aber sie können niemals das<br />

praktische Ausprobieren der Handlung und damit den „Sprung ins kalte Wasser“<br />

ersetzen: Irgendwann muss der, der etwas zu tun lernen möchte, eben dieses tun, um<br />

es zu lernen.<br />

Können bildet sich also durch lernen<strong>des</strong> Handeln. Das ist ein Handeln, das sich<br />

bewusst auf Neues einlässt, Fragen stellt, auf die Antworten aus der Sache<br />

aufmerksam ist, sie phantasievoll in veränderte Handlungsfragen umsetzt und erneut<br />

experimentell handelt. In diesem Prozess bildet sich zwar auch (oft implizites) Wissen,<br />

wichtiger aber noch: Handlungsfähigkeit (Kompetenz) und Handlungssicherheit, bei<strong>des</strong><br />

zunächst unbewusste Ergebnisse, die aber prinzipiell bewusstseinfähig sind. Wir<br />

verdanken Donald Schön 9 die genaue Analyse dieses paradoxen Lerngeschehens von<br />

Handlungen. Er hat ein Verlaufsmodell dieses Lernens entwickelt, mit <strong>des</strong>sen Hilfe wir<br />

ganz gut verstehen können, wie, in welchen Schritten es vor sich geht und was dazu<br />

gehört:<br />

1. Der Prozess beginnt mit (unbewusstem) mitgebrachtem “Wissen-in-der-Handlung”,<br />

aufgrund <strong>des</strong>sen man unbefangen „loshandelt“.<br />

2. Dabei tritt eine Situation auf, die nicht spontan lösbar ist; Überraschung,<br />

Unzufriedenheit, Zweifel entstehen, ein Widerstand wird erlebt: Irgendwie geht es<br />

nicht so, wie gemeint.<br />

3. Neues versuchsweises inneres Umbauen, neu sortieren, umdenken; es wird der<br />

Versuch unternommen, alle praktischen Konsequenzen zu durchdenken, zu<br />

überlegen, was falsch war, was anders sein soll.<br />

4. Auf diesem Hintergrund kommt es zu einem neuen Versuch, es wird erneut<br />

ausprobiert (“Rahmenexperiment”, on-the-spot-experiment).<br />

5. Dabei wird genau beobachtet bzw. untersucht: Wie antwortet die Situation auf<br />

diesen Versuch? (inquiry); „Evaluation“ der Situation.<br />

6. Im Falle <strong>des</strong> erneuten Scheiterns: Lernschleife und evtl. noch mal alles überprüfen<br />

und neu ansetzen; evtl. “Doppelschleifen-Lernen”.<br />

7. Schließlich hat sich im Erfolgsfall neues implizites Können gebildet in diesem<br />

Prozess der “Reflexion-in-der-Handlung”.<br />

8. Dieses implizite Können kann expliziert, d.h. systematisch, bewusst gemacht<br />

werden (reflection-on-action).<br />

Dieses Modell macht klar: Man lernt dadurch handeln, dass man aufgrund seiner<br />

bisherigen Erfahrungen usw. einfach unbefangen zu handeln probiert, obwohl man es<br />

ja noch nicht kann. Das macht deutlich, dass dieses Lernen einen gewissen Mut<br />

9 Schön, Donald A., The reflective practitioner: how professionals think in action. New York<br />

1983<br />

17

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!