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Abschlussbericht des Forschungsprojektes zur Entwicklung neuer ...

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Portfolio in der Waldorfschule<br />

Lernende offenbar richtig handeln, er beherrscht diesen Handlungszusammenhang<br />

und hat neues Können erworben.<br />

Können bildet sich – diesem Ansatz zufolge – nicht durch Wissensaufnahme, sondern<br />

durch handelnde Auseinandersetzung. Das ist ein Handeln, das sich bewusst auf<br />

Neues einlässt, Fragen stellt, auf die Antworten aus der Sache aufmerksam ist, sie<br />

phantasievoll in veränderte Handlungsfragen umsetzt und erneut experimentell<br />

handelt. In diesem Prozess bildet sich zwar auch (implizites) Wissen, wichtiger aber<br />

noch: Es bilden sich Handlungsfähigkeit, Handlungssicherheit und souveräne<br />

Handlungsverfügung (Kompetenz), alles zunächst unbewusste Ergebnisse, die aber<br />

prinzipiell bewusstseinfähig sind: Man kann grundsätzlich wissen, was man kann – der<br />

Ansatz für die Arbeit an den Kompetenzportfolios, auf den wir <strong>zur</strong>ückkommen.<br />

Wenn die Situation wirklich neu ist bzw. Neues enthält, reicht das Mitgebrachte aber<br />

natürlich nicht aus, und prompt geht der Versuch auch schief: Ein Problem, ein Fehler,<br />

eine Störung tritt auf (treten sie nicht auf, wird also alles richtig gemacht, kann auch<br />

nichts gelernt werden, weil es offenbar nichts zu lernen gibt). Diese Störung ist eine<br />

entscheidende Situation, denn sie fordert den Handelnden/Lernenden auf, sich nun der<br />

Sache zuzuwenden, über sie nachzudenken, die Fehlerursache zu suchen, sich ein<br />

Bild der Situation zu machen, eine Art „Lösungshypothese“ daraus abzuleiten und auf<br />

diesem Hintergrund einen neuen, nun veränderten Handlungsversuch zu wagen. Er<br />

beginnt also, sich mit der Sache intensiv auseinander zu setzen, sich Fragen zu stellen<br />

und nach Antworten zu suchen, seine Voraussetzungen in Frage zu stellen, sie neu zu<br />

überdenken, Alternativen zu suchen.<br />

Auch dieser Aspekt führt zu einer bemerkenswerten Einsicht über das Lernen von<br />

Handlungen: Lernen lebt vom Fehler, ohne Fehler kein Lernen, Fehler sind die<br />

unabdingbaren Voraussetzungen für das Lernen! Wenn man – wie es in der Schule<br />

manchmal der Fall ist – Fehler für etwas ganz Schlimmes, auf jeden Fall zu<br />

Vermeiden<strong>des</strong>, zu Sanktionieren<strong>des</strong> behandelt, be- und verhindert man das Lernen!<br />

Dabei würde es eigentlich darum gehen, ein positives und unverkrampftes Verhältnis<br />

zum Fehler zu finden und ihn zu begrüßen als den Anlass, der es mir ermöglicht, einen<br />

kleinen „Untersuchungsprozess“ (bei D. Schön Schritte 3-5) in Ganz zu setzen, um<br />

etwas zu lernen. Wer Angst hat, Fehler zu machen, kann demgegenüber bekanntlich<br />

nicht lernen – einer der fatalen Einstiege in den „Teufelskreis der Lernbehinderung“.<br />

Alle, die lehren, tun gut daran, ihr eigenes Verhältnis zu Fehlern der Schüler stets<br />

genau zu prüfen: Behandle ich sie als „Verstöße“, die „geahndet“ werden müssen, oder<br />

behandle ich sie wirklich als Lernanstöße?<br />

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