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Abschlussbericht des Forschungsprojektes zur Entwicklung neuer ...

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Portfolio in der Waldorfschule<br />

In diesem Zusammenhang ist es sehr schade, dass nicht, wie vor der Antragstellung<br />

noch geplant, das Fach Eurythmie in die Portfolioprojekte einbezogen werden konnte.<br />

Es wäre zweifellos sehr interessant gewesen zu erleben, wie sich die Schüler über die<br />

Portfolioarbeit der Lernrelevanz dieses (an Waldorfschul-Oberstufen<br />

meistumstrittene 88 ) Faches hätten annähern können. Nach den Kölner Erfahrungen<br />

können wir nur vermuten, dass die Erarbeitung von Portfolios den Schülern Zugang<br />

zum pädagogischen Sinn bzw. Hintersinn auch eines solchen Faches wie Eurythmie<br />

eröffnen könnte – aber natürlich auch aller anderen unbeliebten oder umstrittenen<br />

schulischen Aktivitäten.<br />

Mit dieser möglichen Wirkung greift die Portfolioarbeit in einen zumin<strong>des</strong>t an<br />

Waldorfschulen aktuellen Pädagogenstreit ein: Wie notwendig ist es eigentlich, dass<br />

Schüler über die pädagogischen Hintergründe <strong>des</strong>sen Bescheid wissen, was von ihnen<br />

in der Schule gefordert wird? Oder wie sehr kann ein solches Bewusstwerden vielleicht<br />

sogar die gewünschten pädagogischen Wirkungen verhindern? Dürfen Schüler also<br />

wissen, warum sie bestimmte Dinge tun, oder sollten sie an der trivialen<br />

Lernoberfläche bleiben und sich mit dem Bewusstsein begnügen, Fachlich-<br />

Vordergründiges zu lernen (ich lerne Hobeln, um Hobeln zu können)?<br />

Die immer drängendere Frage von Schülern spätestens in der Oberstufe, „Warum<br />

sollen wir das machen?“ zeigt, dass zumin<strong>des</strong>t die Schüler selbst hier mehr verstehen<br />

wollen, was mit ihnen geschieht, und die wissenschaftlichen Untersuchungen <strong>zur</strong><br />

Lernmotivation zeigen immer wieder, dass es kaum ein demotivierenderes<br />

Lehrerverhalten gibt als dasjenige, das Schüler über den Sinn einer Aufgabe im<br />

Unklaren lässt. 89 Das erklärt auch den empirischen Befund von Barz und Randoll, dass<br />

ein bedeutender Anteil ehemalige Waldorfschüler auch noch dreißig Jahre nach ihrem<br />

Schulabschluss noch keinerlei Bezug zum Fach Eurythmie gewinnen konnte 90 : Ihre<br />

(berechtigte) Frage, warum sie das machen müssen, wurde eben nie beantwortet.<br />

Nun hat es zweifelos problematische Seiten, wenn Lehrer den Schülern ihren<br />

Unterricht erklären sollen, und man kann gute Argumente dafür anführen, warum es<br />

gut ist, erst einmal eine Sache zu erleben, bevor man sie „zerredet“: Ein Witz, <strong>des</strong>sen<br />

Pointe man im Voraus erklärt, ist keiner mehr. Aber das schließt ja keineswegs aus,<br />

Erlebtes, Erfahrenes und eben auch Gelerntes im Nachhinein bewusst zu machen und<br />

es insofern eben durch Reflexion anzueignen. Genau das ist mit Hilfe von<br />

88 So ein markantes Ergebnis der Absolventenbefragung: vgl. H. Barz und D. Randoll,<br />

Absolventen von Waldorfschulen, Wiesbaden 2007.<br />

89 S. z. B. Manfred Prenzel, in Schiefele/Renkl (Hsg), Wege zum Können, Bern 1997, S. 32 ff.<br />

90 S. H. Barz und D. Randoll, a.a.O.<br />

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