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Abschlussbericht des Forschungsprojektes zur Entwicklung neuer ...

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Portfolio in der Waldorfschule<br />

verstehen wir die Fähigkeit, eigene Lernbedürfnisse und Lernprozesse wahrzunehmen<br />

bzw. zu erkennen und das eigene Lernen bewusst zu gestalten. Portfolios – so die<br />

Ausgangsthese – stellen also eine Methode dar, wie Schüler das Lernen lernen<br />

können. Diese Fähigkeit gilt heute allgemein als eine Grundvoraussetzung für das<br />

lebenslange Lernen, das wiederum notwendig ist, um in einer dynamischen Umwelt,<br />

die sich stetig und beschleunigt wandelt, <strong>zur</strong>echt zu kommen.<br />

Portfolios sind also im Rahmen <strong>des</strong> Projekts Erkenntnisinstrumente im<br />

Kompetenzerwerb – und zugleich selbst auch Mittel <strong>des</strong> Kompetenzerwerbs, hier<br />

speziell <strong>des</strong> Erwerbs der (reflexiven) Kompetenz zum Selbstlernen.<br />

Um diesen Einsatz von Portfolios im Rahmen von Kompetenzbildungsprozessen zu<br />

verstehen, ist es sinnvoll, zunächst einmal einige theoretische Gedanken zum Lernen<br />

von Kompetenzen vorauszuschicken, die vielleicht klar machen können, was Portfolios<br />

leisten müssen, um Kompetenzbildungsprozesse sichtbar machen zu können.<br />

2.3.1.1. Einige Überlegungen <strong>zur</strong> Frage, wie man Kompetenzen lernt<br />

Lernen ist ein menschliches Grundvermögen, das genauso zum menschlichen Leben<br />

gehört wie etwa das Atmen oder Verdauen. Lernen ist permanente Verarbeitung von<br />

Erfahrungen mit der Umwelt und ihre Umsetzung in „persönliche Ausstattung“ (also in<br />

Wissen, Fähigkeiten, Einsichten, Gefühlsstrukturen, innere Haltungen usw.). Lernen zu<br />

können, ist Teil der menschlichen Grundausstattung, eine anthropologische<br />

Gegebenheit, die die einmalige Anpassungsfähigkeit und Flexibilität <strong>des</strong> Menschen<br />

ermöglicht und ihn wesentlich als Menschen kennzeichnet. Lernen ist ein spontaner,<br />

primärer Prozess, den zumin<strong>des</strong>t ein gesunder Mensch nicht erst lernen muss,<br />

sondern ganz selbstverständlich als eine zunächst unbewusste Kraft mitbringt. Davon<br />

kann man sich leicht überzeugen, wenn man kleine Kinder beobachtet, die gar nicht<br />

anders können als Lernen – und denen das offenbar auch Spaß macht. Lernen ist<br />

geradezu ihre „Lebensform“ 8 , und es gehört zu den irritierenden und manchmal<br />

erschütternden pädagogischen Erfahrungen, wenn man erlebt, wie dieser<br />

Lernschwung 10, 15 Jahre später und bei vielen Erwachsenen manchmal erlahmt. Das<br />

zeigt: Die Fähigkeit zum Lernen ist zwar primär jedem Menschen gegeben, sie kann<br />

aber, wie andere Fähigkeiten auch, gestört, behindert oder „verlernt“ werden, jedenfalls<br />

verkümmern oder in ihrer Kraft nachlassen, wie ein Muskel, den man nicht gebraucht.<br />

8 s. P. Vaill, Lernen als Lebensform, Stuttgart 1998<br />

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