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Abschlussbericht des Forschungsprojektes zur Entwicklung neuer ...

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Portfolio in der Waldorfschule<br />

strukturiert werden. Das Teilprojekt Jahresarbeiten zeigt, wie komplex eine solche<br />

Optimierung sein kann. Hier war z. B. deutlich zu erkennen: Wenn man von den<br />

Schülern verlangt, dass sie ihre Arbeitsprozesse unter Lerngesichtspunkten<br />

reflektieren, dann wirkt das offenbar wie eine Aufforderung an die Lehrer, zuvor<br />

ihrerseits dafür zu sorgen, dass die bestehenden Strukturen primär unter dem<br />

Gesichtspunkt ihrer Lernfreundlichkeit und Lernförderlichkeit gestaltet und ggf.<br />

überarbeitet werden.<br />

Aufgabenstellungen und Sachprozesse wirken ja nicht einfach so, wie sie sind, auf das<br />

Lernen, sondern was man und wie man an ihnen lernen kann, hängt sehr stark von der<br />

Art ihrer Gestaltung, ihrer Organisation, vom „Lernarrangement“ ab. Da kann man z. B.<br />

viel über die sozialen Lernchancen beim Theaterspielen philosophieren: Wenn ein<br />

absolut autoritärer Regisseur alle Details bin ins Kleinste regelt und durch eine strenge<br />

Sanktionsordnung z. B. Pünktlichkeit erzwingt, bleibt von diesen Lernchancen nicht viel<br />

übrig. Der Kölner Weg <strong>zur</strong> Basisdemokratie war also eigentlich ein pädagogischer,<br />

angetrieben von der Absicht, die sozialen Lernchancen beim Theaterspielen zu<br />

optimieren. Lernsituationen sind gestaltbar und im Hinblick auf ihren Lernertrag<br />

steuerbar. Damit aber müssen sie gestaltet werden, und um Lernsituationen gestalten<br />

zu können, muss man sich vorher über die Lernziele im Klaren sein, die man damit<br />

erreichen bzw. auf die man den Schwerpunkt <strong>des</strong> Lernens setzen möchte. Das ist<br />

eigentlich nicht unbedingt neu, aber mit der Portfolioarbeit wird dieser alte Anspruch<br />

plötzlich wieder brandaktuell. Schule bekommt wieder etwas mit der Gestaltung von<br />

Lernsituationen zu tun, und den beteiligten Lehrern wurde dies sehr schnell bewusst.<br />

Konkret: Die Portfolioarbeit unterstützt all jene, für die schulische Formen und<br />

Verhältnisse Teile <strong>des</strong> pädagogischen Gesamtprozesses sind, die primär unter<br />

pädagogischen Gesichtspunkten gestaltet werden müssen, weniger unter<br />

pragmatischen oder wirtschaftlichen.<br />

Das heißt: Der Gesichtspunkt der Lernrelevanz, der Bedeutung für das Lernen, der<br />

Gestaltung unter Lern- bzw. pädagogischen Gesichtspunkten erhält offenbar<br />

deutlichen Auftrieb, wenn eine Schule damit beginnt, sich für die Portfolioarbeit zu<br />

interessieren. In Köln begann die Reorganisation jedenfalls mit der Frage, wie die<br />

Schüler aus den verschiedenen Seitenaktivitäten <strong>des</strong> Klassenspiels noch mehr<br />

(soziale) Lernimpulse gewinnen können, und man entdeckte, dass dies ja eng damit<br />

zusammenhängt, wie diese Seitenaktivitäten organisiert sind. Dieser Impuls hat sich<br />

dann verselbständigt und viele andere Lernchancen, die mit dem Theaterspielen<br />

verbunden sein können, „erschlagen“, womit deutlich geworden ist, dass die<br />

Gestaltung einer komplexen Situation wie das Theaterspielen unter<br />

Lerngesichtspunkten eine Art Gesamtkunstwerk ist, das sehr viel Überblick,<br />

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