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Abschlussbericht des Forschungsprojektes zur Entwicklung neuer ...

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Portfolio in der Waldorfschule<br />

Ob das Projekt noch Spielraum bietet, die Reflexionsrichtung in dieser Weise<br />

auszuweiten, muss überprüft werden. Solange das nicht der Fall ist, kann man aber<br />

eigentlich nicht davon sprechen, dass die Schüler in Köln im Zusammenhang mit dem<br />

Zwölftklasspiel ein Kompetenzportfolio anfertigen. Dazu müssten vor allem die Schüler<br />

viel mehr, als es bisher der Fall war, an die Arbeit mit einem Kompetenzportfolio im<br />

Sinne einer Reflexion der eigenen Lernprozesse und -ergebnisse im Zusammenhang<br />

mit bestimmten Tätigkeiten hingeführt werden. Die für die Portfolioarbeit zentrale<br />

Denkfigur – der Schluss von der Tätigkeit auf die Fähigkeit – wurde in den allermeisten<br />

Fällen nicht begriffen bzw. nicht sichtbar. In vielen Fällen wird auch hier deutlich, dass<br />

den Schülern Fähigkeits- und Kompetenzbegriffe fehlen, dass sie also oft gar nicht<br />

benennen können, was sie erleben, und schon gar nicht allgemeine Lern-Folgerungen<br />

ziehen können. Ihnen diese Begrifflichkeiten am Ende <strong>des</strong> Prozesses näher zu bringen<br />

und ihnen damit auch die Möglichkeit zu geben, ihre Lernerfahrungen für sich selber<br />

einordnen und benennen und über ihre Lernerfolge selbstbewusst Auskunft geben zu<br />

können, ist sicher noch ein weiteres lohnen<strong>des</strong> und angezeigtes Ziel. Das von einem<br />

Schüler angesprochene Problem der Doppelfunktion <strong>des</strong> Portfolios, einerseits ein<br />

persönliches Lern- und Reflexionsmedium zu sein und gleichzeitig eine bewertbare<br />

Dokumentation im Sinne eines Leistungsnachweises darzustellen, verweist auf einen<br />

weiteren Widerspruch, den die Schule lösen muss.<br />

Die Fragen der Evaluation konnten aus den ausführlichen Kölner Schauspielportfolios<br />

im Ansatz und z. T. beantwortet werden. So wurde deutlich, dass sich der Rahmen und<br />

die konkrete Gestaltung <strong>des</strong> Projektunterrichts an der Kölner Waldorfschule stark<br />

gewandelt haben. Allerdings könnte man argumentieren, dass dies mehr aus der<br />

basisdemokratischen Organisation <strong>des</strong> Schauspielprojekts als aus der Arbeit mit<br />

Portfolios erwuchs. Aus der Projektbeschreibung der Schule geht hervor, dass die<br />

Entscheidung für eine großzügige Abgabe von traditionellen Lehreraufgaben an die<br />

Schüler bewusst getroffen worden war. Herausgekommen ist eine völlig neue<br />

Unterrichts- und Organisationsstruktur, die den Schülern eine große Menge an<br />

Erfahrungen ermöglicht. Diese Erfahrungen können sie mit den Portfolios für sich<br />

erschließen und auswerten. Insbesondere die Rückschau der Schüler auf das Projekt,<br />

die beim Verfassen <strong>des</strong> endgültigen Portfolios im Nachhinein nötig wurde, ermöglichte<br />

vielen Schülern, das Geschehene nochmals mit Abstand zu betrachten und teilweise<br />

neu zu bewerten. Das Portfolioprojekt und das pädagogische Projektziel, selbständiges<br />

Arbeiten zu fördern, haben sich in Köln gegenseitig bedingt, geprägt und befördert.<br />

Hier ist eine runde methodische Einheit von Unterrichtsstruktur und methodischem<br />

Lernen entstanden. Dass das Modell hohe Anforderungen sowohl an die Schüler als<br />

auch an die Lehrer stellt, wurde mehrfach deutlich. So müssen die Lehrer eine hohe<br />

Reflexionsfähigkeit und ein gutes Gespür für Gruppenprozesse aufweisen, um die<br />

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