27.10.2013 Aufrufe

Abschlussbericht des Forschungsprojektes zur Entwicklung neuer ...

Abschlussbericht des Forschungsprojektes zur Entwicklung neuer ...

Abschlussbericht des Forschungsprojektes zur Entwicklung neuer ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Portfolio in der Waldorfschule<br />

eigenen Leben zu schlagen und solche bedeutenden Erkenntnisse auf den eigenen<br />

Alltag anzuwenden.<br />

Dies erscheint uns umso bedauerlicher, als in genau diesem Grundgedanken die<br />

prinzipielle Vereinbarkeit, ja Zusammengehörigkeit von Waldorfpädagogik und<br />

Portfolioarbeit begründet liegt: Kompetenzportfolios sind, waldorfpädagogisch<br />

gesehen, keineswegs Fremdkörper, sondern nach unserer Überzeugung können sie<br />

methodisch als konsequente Fortführungen und Abrundungen der Waldorfpädagogik<br />

begriffen werden. Das genau aber ist eben den Schülern (und, wie wir sehen werden,<br />

den wenigsten Lehrern und zumin<strong>des</strong>t bisher in den 10., 11. Klassen) keineswegs klar,<br />

sondern muss erst noch eigenständig erschlossen werden.<br />

Ohne eine solche Hinführung, also „aus dem Stand“, sind die Schüler im allgemeinen<br />

nicht in der Lage, Kompetenzportfolios zu erstellen. Ihre „Portfolios“ bleiben einfache<br />

Dokumentationen, oder – bei Waldorfschülern besonders verbreitet – Erlebnis- oder<br />

Stimmungsberichte, denen aber der „analytische Biss“, der Erkenntniswille fehlt.<br />

Diesem Erkenniswillen stehen nach unseren Beobachtungen zwei Hindernisse<br />

entgegen:<br />

Zum einen ist es einfach immer mühsam, sich etwas, das unbewusst verläuft,<br />

bewusst zu machen; Erkennen ist harte Arbeit. Ohne in Vorurteile verfallen zu<br />

wollen, kann man sagen, dass sich viele Schüler dieser Arbeit nicht besonders<br />

gern stellen (und man kann vermuten, dass sie gerade in der Waldorfschule<br />

auch nicht unbedingt immer dazu angehalten werden). Der Erkenntnisarbeit<br />

unterzieht sich freiwillig und gern nur der, der auch die Erfahrung gemacht hat,<br />

wie beglückend es sein kann, etwas (selbständig) erkannt zu haben. Das gilt<br />

natürlich auch für die Portfolioarbeit. Vielleicht kann das erklären, wieso es doch<br />

auch in allen Teilprojekten immer wieder einzelne Schüler gab, denen sehr<br />

aussagekräftige und erkenntnisreiche Portfolios gelungen sind. Daraus folgt,<br />

dass die Schüler im Rahmen der Portfolioarbeit genau so lange bei ihrem<br />

Erkenntnisbemühen begleitet werden müssen, bis sie dieses Erlebnis hatten,<br />

mit dem sie zugleich den Sinn dieser Arbeit verstehen.<br />

Zum zweiten benötigt man zum Erkennen Begriffe; im Falle der<br />

Kompetenzportfolios sind das Begriffe, die spezifische Anforderungen von<br />

Tätigkeiten an das Wissen und Können <strong>des</strong> Tätigen beschreiben, sowie<br />

Begriffe, mit denen sich vielfältige Kompetenzen „hinter“ den Tätigkeiten<br />

beschreiben lassen. In diesem Zusammenhang muss man sich mit der<br />

einfachen Tatsache abfinden, dass Schüler – gleich welcher Schulart –<br />

normalerweise über solche Begriffe nicht verfügen, genausowenig wie sie über<br />

232

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!