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Abschlussbericht des Forschungsprojektes zur Entwicklung neuer ...

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Portfolio in der Waldorfschule<br />

den Tätigkeiten verbundenen objektiven Kompetenzanforderungen, differenziert nach<br />

fachlichen, methodischen, personalen und sozialen Kompetenzen nötig: Was muss eigentlich<br />

jemand können, der diese Tätigkeiten erfolgreich bewältigen will?<br />

3. Im nächsten Schritt muss nun festgestellt werden, welche dieser Kompetenzen der jeweilige<br />

Schüler tatsächlich hat. Das ist dann relativ einfach, wenn er die Tätigkeiten bzw. Aufgaben<br />

ohne Probleme erfolgreich und ohne Umwege gemeistert hat. Dann kann man nämlich darauf<br />

schließen, dass er logischerweise über alle die Kompetenzen verfügt, die man für diese<br />

Aufgabe und die Bewältigung ihrer Anforderungen benötigt, die also in der<br />

Anforderungsanalyse beschrieben wurden. Das gilt im Prinzip auch für Teillösungen:<br />

Grundsätzlich kann man bei allem, was einer gut macht, darauf schließen, dass er offenbar die<br />

dazu erforderlichen Kompetenzen besitzt. Dagegen ist der Umkehrschluss unzulässig: was<br />

einer nicht gut macht, berechtigt noch lange nicht zu der Annahme, dass er die dazu<br />

erforderlichen Kompetenzen nicht hat, denn dafür, dass einer etwas nicht richtig macht, gibt es<br />

sehr viele mögliche Gründe neben dem, dass er es möglicherweise nicht richtig kann. Hier liegt<br />

auch der Grund dafür, weshalb viele Kompetenzfeststellungsverfahren eine<br />

„Stärkenorientierung“ verlangen, also eine Orientierung an dem, was ein Kandidat gut macht,<br />

weil sich darin immer auch ausdrückt, was er gut kann. 78<br />

4. Welche Kompetenzen hat ein Schüler durch die praktische Aufgabe im Rahmen der<br />

jeweiligen pädagogischen Aktivität aber nun gelernt? Worin genau besteht denn nun der<br />

Lernertrag der Aktivität für diesen Schüler? Und: Auch wenn einer eine Aufgabe perfekt<br />

beherrscht, also offenbar alle dazu benötigten Kompetenzen besitzt, kann man noch lange nicht<br />

darauf schließen, dass die gezeigten Kompetenzen ein Lernergebnis der jeweiligen Aktivität<br />

sind, dass ein Schüler also eine etwa beim Theaterspiel gezeigte soziale Kompetenz auch beim<br />

Theaterspielen erworben hat. Sie könnte ja genausogut mitgebracht worden sein. Ob dies der<br />

Fall ist oder ob und was im Rahmen eines pädagogischen Angebots gelernt wurde, lässt sich<br />

von außen kaum beurteilen.<br />

Dagegen sind sie prinzipiell der Selbstbeobachtung zugänglich, wie ja auch jeder mit einiger<br />

Konzentration von sich selbst sagen kann, ob er etwas im Rahmen einer Aufgabenstellung<br />

gelernt oder ob er es schon mitgebracht hat, wie auch im Prinzip die Gründe für ein<br />

78 Wogegen man von Fehlern noch lange nicht auf Unfähigkeit – fehlende Kompetenz –<br />

schließen kann (ganz abgesehen davon, dass Fehler ja jederzeit eine wichtige Etappe in einem<br />

Lernprozess sein können, also nur in Ausnahmefällen einen Endzustand beschreiben). Lehrern<br />

ist dieser grundlegende Zusammenhang nicht leicht zu vermitteln, weil ein wesentlicher Teil<br />

ihrer Korrekturarbeit üblicherweise darin besteht, Fehler <strong>des</strong> Schülers aufzudecken und von<br />

ihnen auf ein Lerndefizit zu schließen, weshalb sie im allgemeinen schneller sagen können, was<br />

einer nicht kann, als was er gut kann. Bei den ersten Gutachten wurde <strong>des</strong>halb auch oft<br />

dargestellt, was der Schüler alles falsch gemacht hat, wo seine Defizite und Schwächen liegen<br />

– eine Wendung, die mit einem „Gutachten“ in landläufigen Verständnis vereinbar sein mag, mit<br />

„Kompetenzfeststellung“ und dem Erarbeiten von Kompetenzprofilen aber nichts zu tun hat.<br />

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