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Abschlussbericht des Forschungsprojektes zur Entwicklung neuer ...

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Portfolio in der Waldorfschule<br />

ist. Er beurteilt also sein eigenes Verhalten. Das hat noch nichts mit Lernreflexion zu<br />

tun. Diese folgt aber im nächsten Schritt, wenn er nämlich feststellt, dass in dieser<br />

Situation „die Wichtigkeit <strong>des</strong> Lernens mit Konflikten umzugehen und das Projekt (…)<br />

ebenfalls vor Augen zu behalten“ deutlich wurde. Für ihn selbst ist das erst einmal nur<br />

eine Erkenntnis, dass es hier offenbar etwas zu lernen gibt, nämlich den sozialen<br />

Prozess und die Sachaufgabe in gleicher Weise im Auge zu behalten. Man kann<br />

annehmen, dass er mit dem Stand dieser Fähigkeit in seiner Klasse nicht zufrieden ist.<br />

Ob er selbst tatsächlich gelernt hat, diese Balance zu halten, also ob er dieses<br />

Balancehalten tatsächlich kann bzw. gelernt hat, oder ob ihm nur etwas bewusst<br />

geworden ist, wird dagegen nicht deutlich. Er bleibt zumin<strong>des</strong>t im Text bei der<br />

Erkenntnis stehen. Schließlich teilt er mit, dass Kompromisse die Lösung möglich<br />

gemacht haben. Das kommt hier als sachliche Feststellung, und es bleibt unklar, ob<br />

sich für ihn irgend ein Lernertrag damit verbindet.<br />

Nun ist interessant, dass dieser Schüler an anderer Stelle in seinem Portfolio erwähnt,<br />

dass er durch seine kirchliche Jugendarbeit in Gruppendynamik und Projektarbeit<br />

bereits erprobt sei, jedoch im Schauspielprojekt auf Grund der organisierteren Struktur<br />

nochmals neue Erfahrungen sammeln konnte. Er ist der einzige, der vor Projektbeginn<br />

konkrete Lernziele für sich selbst festlegt und einer der wenigen Schüler, die wirkliche<br />

Handlungs- und Lernreflexionen bis hin <strong>zur</strong> Definition von erworbenen Kompetenzen in<br />

ihren Portfolios durchführen. 57 Man kann also annehmen: Dieser Schüler bringt ein<br />

Reflexionspotential von seinen außerschulischen Erfahrungen mit, und das kommt ihm<br />

bei der Portfolioarbeit zugute.<br />

Am Beispiel der Stückauswahl lässt sich zeigen, dass weder das Portfolio als Medium<br />

noch die konkrete Reflexionshilfe <strong>des</strong> Fragebogens alle Schüler zu den erwünschten<br />

Analysen und Ergebnissen leitet. Einer Mehrheit der Schüler dürfte der Fragekatalog<br />

bei der Erstellung ihres Portfolios allerdings geholfen haben. Sie haben nämlich<br />

einfach die gestellten Fragen beantwortet, somit eine sinnvolle inhaltliche Auswahl<br />

getroffen und den beschriebenen Gegenstand aus mehreren Blickwinkeln betrachtet.<br />

Allerdings haben sie dabei die methodische Grundlage <strong>des</strong> Portfolio – den Schluss von<br />

der Tätigkeit auf die Fähigkeit – in der Regel nicht sauber eingehalten: In diesem Sinne<br />

sind die Selbstaussagen zu mitgebrachten oder erworbenen Kompetenzen nicht durch<br />

Tätigkeiten bzw. Verhaltensbeschreibungen belegt.<br />

Man muss aber auch festhalten, dass der Fragebogen auf die meisten Portfolios eher<br />

eine einengende Wirkung hatte: Die Mehrzahl der Schüler ist auf Aspekte, die im<br />

Fragebogen nicht enthalten sind, auch nicht eingegangen. Von sich aus machen sie<br />

57 siehe auch Kapitel 5.3.2.2.2.<br />

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