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Abschlussbericht des Forschungsprojektes zur Entwicklung neuer ...

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Portfolio in der Waldorfschule<br />

Kompetenzportfolios möglich, denn sie sind immer nur Instrumente <strong>des</strong> nachträglichen<br />

Bewusstmachens. Und darüber hinaus bieten sie hier noch einen weiteren<br />

entscheidenden pädagogischen Vorteil: Sie ersparen es dem Lehrer, erklären zu<br />

müssen, warum er mit den Schülern etwas macht, weil die Arbeit an den Portfolios ja<br />

die Schüler selbst dazu bringt, diese pädagogischen Gründe aus ihrem eigenen<br />

Erleben zu entdecken und zu formulieren.<br />

Insofern sind Portfolios Hilfsmittel, um Erlebnisse zu Erfahrungen zu verdichten und<br />

diese wiederum in bewusstem, erkanntem Lernen festzuhalten.<br />

6.1.4. Wandel der Schule von einer „Lehr-“ in eine<br />

„Lernanstalt“<br />

Die tiefgreifendste potentielle Bedeutung der Portfolioarbeit in den Schulen ist zugleich<br />

diejenige, an der sie in vielen Fällen scheitert: Es war bei allen Projektschulen<br />

bemerkenswert, wie im Zusammenhang mit den Portfolios immer mehr über das<br />

Lernen und immer weniger über das Lehren geredet wurde. Bei der Arbeit am Portfolio<br />

geht es nicht um die Frage, wie toll oder weniger toll ein Lehrer seinen Unterricht<br />

durchgeführt hat, sondern es geht ausschließlich darum, was der Schüler an und in<br />

diesem Untericht gelernt hat. Der Fokus verschiebt sich vom Lehren aufs Lernen. Das<br />

Lernen steht plötzlich im Mittelpunkt der Schule, nicht mehr der Lehrer.<br />

In vielen Fällen ist das so etwas wie eine Revolution. Bei der Portfolioarbeit geht es<br />

ausschließlich darum, was der Schüler faktisch gelernt hat – und nicht mehr darum,<br />

was er in den Augen <strong>des</strong> Lehrers hätte lernen sollen bzw. was der Lehrer ihn eigentlich<br />

lehren wollte. Lehrer werden mit den Wirkungen ihres Unterrichts konfontiert, nicht mit<br />

ihren Absichten oder mit den „Erfolgen“ ihrer didaktischen Kunststücke. Das ist ein<br />

sehr anspruchsvoller Perspektivenwechsel, der Schule auf ihre Kernaufgabe<br />

<strong>zur</strong>ückführt. Und diese besteht nun einmal weniger im Lehren als – letztlich – im<br />

Lernen: Es kommt darauf an, was die Schüler wirklich und tatsächlich mitnehmen,<br />

nicht, was sie alles hätten lernen sollen oder können. Bekanntlich ist das keineswegs<br />

identisch. Lehrer wundern sich ja in der Regel sehr, wenn sie einmal mitbekommen,<br />

was die Schüler in ihrem Unterricht tatsächlich gelernt haben und wie weit das von<br />

dem wegliegt, was sie vermeintlich – laut Plan – hätten lernen sollen. Die<br />

Portfolioarbeit bereitet damit das vor, was in Europa derzeit die gesamte<br />

Bildungslandschaft bewegt: Das Umdenken von einer Orientierung an den<br />

Lernanforderungen zu einer Orientierung an dem, was tatsächlich gelernt wird: In<br />

Zukunft sollen weniger formale Bescheinigungen mit fiktiven Lerninhalten zählen als<br />

der tatsächliche „Learning Outcome“, also das, was einer wirklich kann bzw. gelernt<br />

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