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Abschlussbericht des Forschungsprojektes zur Entwicklung neuer ...

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Portfolio in der Waldorfschule<br />

Baut dieser Helfer vor lauter Hilfsbereitschaft die Hürden gleich ab, oder hebt er den<br />

Lernenden ganz hinüber, hat er nicht beim Lernen geholfen, sondern er hat<br />

Lernchancen zerstört und damit Lernprozesse verhindert. Außerdem: Externe Hilfen<br />

sind nur sinnvoll, wenn sie und insoweit als sie vom Lernenden erbeten bzw. abgerufen<br />

werden, weil er in seiner Handlungssituation auf die entsprechende Frage gestoßen ist:<br />

Fragen zu beantworten, die keiner hat, ist sinnlos und trägt nichts zum Lernen bei.<br />

Dass zum Lernen Herausforderungen, auch oft Fehler und Krisen gehören, verweist<br />

auf einen weiteren wichtigen, oft übersehenen und durchaus problematischen Aspekt<br />

<strong>des</strong> Lernens: Etwas lernen zu müssen, heißt, das man es (noch) nicht kann. Lernen<br />

verweist insofern immer auch auf eine Schwäche, ein Unvermögen, einen Mangel der<br />

Person <strong>des</strong>sen, der lernen soll. Das heißt: Jede Lernforderung stellt die Person <strong>des</strong><br />

Lernenden mehr oder weniger in Frage, relativiert latent sein positives Selbstbild, kann,<br />

etwas übertrieben formuliert, eine kleinere oder größere „narzisstische Kränkung“ für<br />

ihn bedeuten. Das ist vor allem bei Erwachsenen der Fall, die meinen, alles, was sie<br />

brauchen, zu können, und bei wenig selbstbewussten Menschen, vor allem auch bei<br />

Jüngeren, die ihr noch wenig gefestigtes Selbstbild krampfhaft verteidigen zu müssen<br />

glauben. Hier liegt eine wichtige Wurzel für Lernblockaden und Lernabwehren bis hin<br />

<strong>zur</strong> Lernverweigerung. Für Lehrende ist es wichtig, sich klar zu machen, dass Lernen<br />

auch als Zumutung empfunden werden kann – vor allem natürlich dann, wenn es<br />

Bereiche betrifft, die das eigene Leben unmittelbar betreffen und von denen man meint<br />

(oder gerne den Anschein erwecken möchte), dass man sie längst „im Griff“ hat, und<br />

von denen andere meinen, dass man sie im Griff haben sollte.<br />

Unsere kurzen Überlegungen zum Lernen können einige fundamentale Einsichten über<br />

das paradoxe Phänomen <strong>des</strong> Lernens vermitteln:<br />

Eine Lernsituation setzt unbefangenes Aufgreifen der Situation voraus. Sie<br />

beginnt damit, dass Widerstände, Überraschungen auftreten, dass etwas nicht<br />

so abläuft, wie man es gemeint hat.<br />

Lernen verlangt innere Auseinandersetzung mit der Situation, fordert also<br />

Aktivität, sich nicht zufrieden zu geben mit der Situation, das, was nicht gelingt,<br />

nicht einfach hinzunehmen; Lernen ist Eigentätigkeit, nicht Rezeption.<br />

Lernen ist immer ein experimenteller Vorgang, ein Ausprobieren.<br />

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