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Abschlussbericht des Forschungsprojektes zur Entwicklung neuer ...

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Portfolio in der Waldorfschule<br />

Die in der jeweiligen Aktivität vom einzelnen Schüler tatsächlich gezeigten oder<br />

erlernten Kompetenzen sichtbar zu machen, ist das Kernstück der ganzen<br />

Portfolioarbeit. Denn eine aufnehmende Institution, die über die Bewerbung <strong>des</strong><br />

ehemaligen Schülers entscheiden soll, interessiert sich natürlich nicht dafür, was dieser<br />

Schüler in seiner Schule hätte lernen können, auch nicht allein dafür, was dieser<br />

Schüler in seiner Schulzeit alles gemacht hat, sondern letztlich ausschließlich dafür,<br />

was er tatsächlich kann. Dazu ist den genannten Dokumenten – den Gutachten der<br />

Lehrer zu den verschiedenen Aktivitäten der Schüler - aber nichts zu entnehmen. Wie<br />

kann dies erreicht, d.h., wie können die Aktivitäten der Schüler „hinsichtlich der sich<br />

darin ausdrückenden Kompetenzen ausgewertet“ werden? Das ist die zentrale Frage<br />

<strong>des</strong> Unternehmens „Abschlussportfolio“, deren Beantwortung sich das Kollegium nur<br />

sehr, sehr langsam annähert.<br />

Zunächst waren die Lehrer offenbar der Meinung, dieses Problem ließe sich durch die<br />

gewohnten Formulierungen und Floskeln der in der Waldorfschule ja lange geübten<br />

Wortgutachten lösen. Es entstanden Formulierungen wie die im folgenden Kasten<br />

beispielhaft zitierten.<br />

„Auf der Bühne kamen ihre schauspielerischen Fähigkeiten eindrucksvoll <strong>zur</strong> Geltung und hat<br />

sie wesentlich zum Erfolg der Aufführungen beigetragen.“<br />

„Die Klasse konnte sich auf die Bedürfnisse <strong>des</strong> Hofbetriebes gut einstellen. In Einzel-<br />

fällen war ein Engagement für den Hof über das übliche Maß zu sehen.“<br />

„Ihre musikalischen Fähigkeiten zeigten sich vor allem in ihrer Mitarbeit im<br />

Oberstufenblasorchester, wo sie die Querflöte spielte.“<br />

Gemessen an den beschriebenen anspruchsvollen Zielen, die die Schule mit dem<br />

Abschlussportfolio verbindet, sind solche Formulierungen nichtssagend, da sie weder<br />

etwas über Kompetenzen <strong>des</strong> Schülers aussagen noch solche Kompetenzen belegen<br />

oder aus Tätigkeiten plausibel machen. Auch die traditionellen verbalen<br />

Waldorfzeugnisse sind, wie alle üblichen, erst recht alle Notenzeugnisse, keine<br />

Kompetenzfeststellungen und sagen wenig über Lernprozesse aus, sondern es handelt<br />

sich bei Zeugnissen stets um individuelle Beurteilungen. Eine Beurteilung ist aber<br />

keine Kompetenzfeststellung. Das war nicht leicht zu verdeutlichen, und auch im<br />

Bochumer Teilprojekt zeigte sich, dass ein ganz <strong>neuer</strong>, auch für Waldorflehrer nicht<br />

selbstverständlicher Schritt nötig ist, will man wirklich Kompetenzen erfassen. 76<br />

76 Erst an dieser Stelle bekam das Projekt Abschlussportfolio der Bochumer Waldorfschule<br />

inhaltlich überhaupt etwas mit dem Portfolioprojekt der nordrhein-westfälischen Waldorfschulen<br />

zu tun, denn nun erst kamen auch die Bochumer bei der Kernfrage an: Wie können<br />

Kompetenzen sichtbar gemacht werden, die im Rahmen von (informellem) Handlungslernen<br />

belegt oder erworben werden?<br />

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