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Abschlussbericht des Forschungsprojektes zur Entwicklung neuer ...

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Portfolio in der Waldorfschule<br />

Dies bei der Antragstellung unterschätzt zu haben, war naiv. Es nun wirklich aus<br />

erlittener Erfahrung deutlich erkannt zu haben, gehört zu den Kernergebnissen <strong>des</strong><br />

Projekts.<br />

Bevor aber nun begründet wird, weshalb wir die Portfolioarbeit als Systeminnovation<br />

bezeichnen, und worin die Schwierigkeiten und Mühen ihrer Einführung im einzelnen<br />

bestehen, wollen wir uns fragen, inwieweit sich alle diese Veränderungen und Mühen<br />

lohnen: Was kann denn eine Schule davon haben, wenn sie mit Kompetenzportfolios<br />

arbeitet, was kann sie im besten Fall pädagogisch gewinnen, wenn sie sich auf diesen<br />

Weg begibt? Denn wenn sich die Mühen pädagogisch nicht lohnen, kann man sich<br />

natürlich die ganze Arbeit sparen.<br />

Da wir zu den (potentiellen) pädagogischen Wirkungen der Arbeit mit<br />

Kompetenzportfolios in der Schule durchaus klare Hinweise und Befunde vorliegen<br />

haben, wollen wir unsere Zusammenfassung damit beginnen: Welcher (pädagogische)<br />

Preis winkt im besten Fall, wenn eine Schule Kompetenzportfolios einsetzt?<br />

6.1.1. Aneignung der eigenen Lernprozesse<br />

Betrachtet man die (zugegebenermaßen eher seltenen) Fälle von „geglückten“,<br />

„gelungenen“ Portfolios, dann wird sehr schnell eine der bedeutenden Möglichkeiten<br />

dieses Ansatzes deutlich: Schüler beschäftigen sich reflexiv mit ihrem eigenen<br />

Lernprozess, sie kommen ihrem eigenen Lernen auf die Spur und sie verstehen, dass<br />

sie nicht nur lernen, wenn sie bewusst etwas (auswendig) lernen bzw. behalten wollen,<br />

sondern dass Lernen sie bei jeder Handlung, in jeder Situation begleitet, sofern diese<br />

auch nur einen Funken Herausforderung enthält.<br />

Das ist schon sehr viel, da Lernen ja im allgemeinen ganz unbewusst verläuft und wir<br />

nur in Ausnahmefällen überhaupt mitbekommen, dass wir etwas gelernt haben. In der<br />

Portfolioarbeit wird den Schülern aber nicht nur bewusst, dass sie an bestimmten<br />

Aufgaben etwas gelernt haben, sondern sie erweitern auch zugleich ihren Lernbegriff:<br />

Sie erleben, dass Lernen nicht nur das „Aneignen und Behalten von Wissen“ ist,<br />

sondern dass praktisch alles, was der Mensch ist und kann, gelernt bzw. durch Lernen<br />

verändert werden kann – ob das nun Kenntnisse sind oder Fähigkeiten, Haltungen<br />

oder Persönlichkeitsmerkmale, Selbstbilder oder Bewegungsabläufe, persönliche<br />

Dispositionen oder Verhaltensweisen. Die Schüler haben mit dieser Einsicht nicht nur<br />

einen „ganzheitlichen“ Lernbegiff gewonnen, sondern sich weit darüber hinaus eine<br />

Dimension der Selbstgestaltung und Autonomie erschlossen, die sie ihren weiteren<br />

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