Sanktionsordnung der SIX und Schiedsgericht DISSERTATION der ...

Kapitel II: Verfahrensrechtliche Aspekte
ren wirft die Bekanntgabe der Eröffnung eines Untersuchungsverfahrens oft ein schlechtes
Licht auf das Unternehmen: Wenn bekannt wird, dass ein Emittent wegen der Verletzung
einer oder gar mehrerer Emittentenpflichten sanktioniert wird, kommt schnell der Verdacht
auf, man habe auch in anderen Bereichen die Organisation nicht im Griff. 503 So berichteten
die Emittenten von Anrufen von irritierten Aktionären sowie verunsicherten Arbeitnehmern
nach negativen Pressemeldungen. 504 Besonders problematisch ist in diesem Zusammenhang
die Praxis der Börse, in der publizierten Untersuchungseröffnung auch nicht sanktionswürdige
Punkte aufzuführen. Denn für die unbeteiligte Öffentlichkeit ist es schwierig, zu erkennen,
dass auch weniger gravierende Aspekte aufgeführt werden, die dann nachher wieder fallen
gelassen werden müssen. Der Sanktionsentscheid mit entsprechenden Relativierungen wird in
der Öffentlichkeit zudem kaum wahrgenommen. Während der Ausschluss der Öffentlichkeit
im Verfahren jedoch problemlos möglich ist 505 , sprechen gewichtige öffentliche Interesse für
die Veröffentlichung der Sanktionsentscheide.
bb) Öffentliches Interesse bei Sanktionsentscheiden
Bei der Veröffentlichung der Sanktionsentscheide stehen den Geheimhaltungsinteressen der
Unternehmen signifikante Interessen der Investoren, der anderen Emittenten sowie der Öffentlichkeit
allgemein gegenüber. Die in Art. 1 BEHG verankerte Transparenz bedingt, dass
sämtliche Informationen über einen Emittenten dem Gesamtmarkt zugänglich gemacht werden,
dabei kommt den öffentlichen Medien eine grosse Bedeutung in Bezug auf die Verbreitung
und Verarbeitung von investitionsentscheidungsrelevanten Informationen zu, wie auch
eine am Institut für Accounting, Controlling und Auditing der Universität St. Gallen durchgeführte
Studie belegt. 506 Zu den relevanten Angaben gehört namentlich auch die Mitteilung,
dass ein Unternehmen wegen eines Verstosses gegen die Börsenpflichten sanktioniert wurde.
Denn diese Information erzählt den Investoren auch grundsätzlich etwas über das Unternehmen
und seine Organisation. 507 Darüber hinaus sind nach Auskunft der Börse insbesonders
mögliche Verletzungen der Ad hoc-Publizität regelmässig Gegenstand öffentlicher Diskussionen
von Marktteilnehmern und Wirtschaftsmedien. Die Börse würde sich dem Verdacht einer
Verletzung ihrer Marktüberwachungspflicht aussetzen, wenn sie den interessierten Krei-
503 So wurde bspw. die damalige Swissair als ein „Sauladen“ dargestellt, bei dem jeder sofort alles ausplaudert.
504 Gemäss einem Interviewpartner hat ihn die Behebung der Reputationsschäden eine Woche Arbeit gekostet.
505 Zumal der grösste Teil des Verfahrens ohnehin auf dem Schriftweg stattfindet (vgl. auch Abschnitt G).
506 vgl. auch ACA-HSG, S. 9 mit Verweis auf eine Untersuchung des Deutschen Aktieninstituts.
507 Auch wenn es dem Unternehmen lieber wäre wenn diese Information besser nicht bekannt gegeben würde.
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