Sanktionsordnung der SIX und Schiedsgericht DISSERTATION der ...

Kapitel III: Beurteilung der Sanktionspraxis
anderer Teilnehmer verpflichtet gewesen wäre, einzugreifen oder nicht. Vielmehr wird es
generell als nicht annehmbar angesehen, dass ein Händler klare reglementarische Bestimmungen
verletzt und Aufträge zu höchst unüblichen Preisen eingibt. 1277 Bei einem solchen Verhalten
wird daher von einem hohen Verschuldensgrad ausgegangen.
Auch diese Handhabung ist m.E. gerechttertigt, wenn man sich vor Augen führt, dass es unter
den Teilnehmern viele „Feld-, Wald- und Wiesen“-Teilnehmer mit „Cowboy-Händlern“
gibt 1278 , die primär ein Interesse an der Maximierung der Handelsumsätze und der daraus
fliessenden Kommissionen haben. 1279 Wenn deren verantwortungsloses Handeln dazu führte,
dass sich andere Teilnehmer ihrer Verantwortung entziehen könnten, würde dies die Funktionsfähigkeit
des Kapitalmarkts nachhaltig beschädigen.
ee) Subjektiver Tatbestand
Analog der Emittenten-Sanktionierung erfolgt auch bei den Teilnehmern die Beurteilung des
Verschuldens nach weitgehend objektivierten Massstäben, die nicht identisch mit den Kriterien
für die Bestrafung natürlicher Personen sind. 1280 Da es sich auch hier um ein Erfolgsdelikt
handelt, ist es nicht relevant, ob die Beeinflussung letztlich eintritt. 1281 Eventualvorsatz,
d.h. der Manipulator nimmt nur in Kauf, dass sein Handeln den Kurs beeinflusst, reicht
aus. 1282 Dies ist jedoch in der Praxis häufig mit Beweisschwierigkeiten verbunden 1283 und
stösst deswegen in der Lehre teilweise auf Kritik. 1284 Für einen Investor sind die Konsequenzen
jedoch dieselben, ob eine Marktbeeinflussung nun direkt angestrebt oder lediglich als
Nebenprodukt in Kauf genommen wird. Daher ist m.E. aus Gründen des Schutzes des Anlegervertrauens
in einen unverfälschten Markt gerechtfertigt, wenn auch Eventualvorsatz bestraft
wird. Auch die Ahndung eines unbeabsichtigten Regelverstosses kann angemessen erscheinen,
wenn die Sorgfaltspflichten in grob-fahrlässiger Weise nicht beachtet wurden 1285 ,
oder ein Händler „in grosser Hast und ohne Kontrollieren der Beträge“ einen Kaufauftrag
1277 Entscheid der Sanktionskommission vom 3.11.2011, Verletzung der Marktintegrität, Rz. 21.
1278 Aussage eines Experten.
1279 so auch: KÖNDGEN, S. 814.
1280 Entscheid der Sanktionskommission vom 6.2.2009, Verzicht auf eine Sanktion, Rz. 4.
1281 SCHMID/BAUR, S. 1042.
1282 IFFLAND, Art. 46 BEHG, S. 16.
1283 Denn nicht immer ist der Vorsatz so deutlich wie im Fall des Händlers, der gegenüber Surveillance & Enforcement
bestätigte, gewusst zu haben, dass die Gegenpartei short war und sich deswegen bei ihm eindecken
musste. (vgl. Entscheid von Surveillance & Enforcement vom 4.8.2011, Marktmanipulation.
1284 statt vieler: SCHMID, S. 538.
1285 Entscheid der Sanktionskommission vom 30.12.2008, Verletzung der Vorschriften betreffend Meldung von
ausserbörslichen Abschlüssen, Rz. 5 c.
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