Sanktionsordnung der SIX und Schiedsgericht DISSERTATION der ...

Kapitel III: Beurteilung der Sanktionspraxis
lückenlose Nachvollziehbarkeit der Effektengeschäfte ab, indem sie die an der Börse getätigten
Geschäfte sowie bestimmte ausserbörslich getätigte Geschäfte rekonstruierbar macht, und
konkretisiert damit die Sorgfaltspflicht des Effektenhändlers. 852
Die Meldepflicht erstreckt sich sowohl auf die Eigen- als auch auf die Kundengeschäfte und
strebt hauptsächlich die Verbesserung der Transparenz auf dem Kapitalmarkt und damit mittelbar
den Anlegerschutz an. 853 Zu den Meldeinhalten gehören neben Angaben zur Geschäftsart,
Umfang und Kurs auch das Abschlussdatum und die Abschlusszeit. Dem effektiven Zeitpunkt
von Auftragseingang und Auftragsausführung kommt für die Nachvollziehbarkeit der
Effektengeschäfte (z.B. Abklärungen der FINMA bzgl. Front Running, Insiderhandel, etc.)
eine hohe Bedeutung zu. 854 Vor diesem Hintergrund ist es m.E. zu begrüssen, wenn die SIX
Teilnehmer sanktioniert, die während eines längeren Zeitraums (z.B. während eines Quartals)
falsche Abschlusszeiten melden und dadurch die Überprüfung der Marktintegrität durch die
SVE erschweren. 855 Die Verhängung eines Verweises als mildeste Sanktion ist da m.E. nicht
übertrieben.
c) Fazit
Die Einhaltung der Bewilligungsvoraussetzungen sowie bestimmter Verhaltensregeln ist essentiell
für die Gewährleistung von Transparenz und Gleichbehandlung der Investoren sowie
der Funktionsfähigkeit des Effektenhandelsmarktes, weswegen ihre Überwachung ein wesentliches
Steuerelement für die Erreichung des in Art. 1 BEHG statuierten Gesetzeszweckes darstellt.
856 Darüber hinaus sind diese Direktiven vergleichbar mit ausländischen Vorschriften,
was sich positiv auf die Reputation des Finanzplatzes Schweiz und seine Konkurrenzfähigkeit
im internationalen Umfeld auswirkt. 857 Insgesamt ist es daher m.E. zweckmässig, dass die
SIX die Befolgung der sog. Wohlverhaltensregeln streng kontrolliert.
2. Marktmanipulation
Neben der Sorgfaltspflicht unterliegt der Effektenhändler auch einer Treuepflicht. Dabei handelt
es sich gemäss THALMANN um die Verpflichtung, bei der Besorgung des Geschäfts nur
852 KÜNG/HUBER/KUSTER, S. 105.
853 KÜNG/HUBER/KUSTER, S. 217.
854 STUDER/STUPP, S. 776.
855 vgl. z.B. Entscheid der Sanktionskommission vom 6.2.2009, Verletzung der Vorschriften betreffend Meldepflichten;Entscheid
der Sanktionskommission vom 4.1.2008, Falsche Rapportierung der Abschlusszeit.
856 Botschaft BEHG, S. 1406.
857 so auch: GRUMBACHER, S. 17.
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