Sanktionsordnung der SIX und Schiedsgericht DISSERTATION der ...

Kapitel III: Beurteilung der Sanktionspraxis
und quantitativer Hinsicht bestmöglich erfüllt werden (best execution). 836 Best execution ist
ein Prinzip, das auf internationaler Ebene breit verankert ist. 837 Vor diesem Hintergrund ist es
wenig erstaunlich, dass bei der Anpassung der Teilnehmer-Regularien 838 die strenge Börsenpflicht
durch die best execution-Pflicht ersetzt wurde: Während die Teilnehmer noch vor wenigen
Jahren verpflichtet waren, während der Handelszeit Aufträge in die Auftragsbücher
einzugeben und im Matcher auszuführen 839 , liegt der Fokus heute darauf, dass Effektenhandelsgeschäfte
grundsätzlich umgehend, zum bestmöglichen Preis und an einem allgemein
anerkannten und für eine ordentliche Durchführung Gewähr bietenden Markt ausgeführt werden.
840 Der Zweck ist aber der gleiche geblieben: Es sollen sog. Kursschnitte vermieden werden,
d.h. verhindert werden, „dass Gewinne gemacht werden, indem in verwerfbarer Weise
andere als die effektiv erzielten Kurse verrechnet werden.“ 841 Denn wenn Anleger Kursschnitte
befürchten müssen, ist die Begehung des Marktes für sie mit mehr Kosten verbunden,
wodurch ihr Interesse an einer Transaktion und in der Folge auch das Volumen im Markt
sinkt, was sich negativ auf Liquidität, Transaktionskosten und Informationseffizienz auswirkt.
Darüber hinaus sind Kursschnitte als unfaire und rechtswidrige Akte gegenüber Kunden -
unabhängig von ihren negativen Wirkungen auf die Effizienz der Finanzmärkte - verwerflich.
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Da Effektenhändler zumeist „Diener verschiedener Herren“ sind und folglich der Handhabung
von Interessenkonflikten eine zentrale Bedeutung zukommt 843 , bestehen weitere Wohlverhaltensregeln
wie z.B. die sog „15-Sekunden-Regel“, die besagt, dass vorabgesprochene
Geschäfte nur zur Ausführung gebracht werden dürfen, wenn zwischen der Eingabe des Kundenauftrages
und des darauf folgenden Kauf- bzw. Verkaufauftrages mindestens 15 Sekunden
gewartet wird. Damit kann verhindert werden, dass zwei Teilnehmer, die ein Geschäft vorabgesprochen
und unter Umständen einen nicht marktgerechten Preis vereinbart haben, durch
den börslichen Abschluss den Anschein eines gemäss börslichem Preisbildungsmechanismus
zustande gekommen Kurses erwecken. Durch die Frist soll eine faire Preisbildung sicherge-
836 WYSS, S. 205.
837 z.B. Principle 2 (1) FIBV-GAPSBC.Art 11 Abs. 1 (1) ISD spricht vom bestmöglichen Interesse (best interests).
Zudem geht der Begriff best execution auf Normen des Effektenhandels in den USA zurück (WYSS, S.
205).
838 vgl. die Ausführungen in Abschnitt E.3c.
839 Zuwiderhandlungen wurden entsprechend sanktioniert: vgl. z.B. Entscheid der Sanktionskommission vom
6.2.2009, Verletzung der Vorschriften betreffend Börsenpflicht.
840 BAHAR/STUPP, S. 657 ff.
841 vgl. NOBEL, Kursschnitt, S. 528. Dieser Artikel war in der schweizerischen Diskussion die erste systematische
Auseinandersetzung mit dem Thema.
842 GEHRIG, S. 56.
843 WICKI, S. 59.
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