Sanktionsordnung der SIX und Schiedsgericht DISSERTATION der ...

Kapitel III: Beurteilung der Sanktionspraxis
vitäten an seine Kunden delegierte und nur die technische Verbindung mit der Börse anböte.
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Der Aufsichtsbereich der Börse erstreckt sich zudem nur auf den Teilnehmer, und sie ist somit
nicht berechtigt, Anleger für marktmanipulatives Verhalten zu bestrafen. Somit besteht die
einzige Möglichkeit, Kursbeeinflussungen durch Investoren zu verhindern, in der Sanktionierung
der mitwirkenden Händler. Insbesondere wenn z.B. nachgewiesen werden kann, dass ein
Händler den Auftrag eines Kunden zur Beeinflussung des Jahresendkurses nicht nur unwidersprochen
entgegengenommen hat, sondern den Kunden auch ausführlich beraten und dessen
Vorhaben sogar noch aktiv unterstützt hat, indem er den Auftrag interessewahrend gleich
selbst in die Hand nahm 1275 , ist m.E. eine solche Sanktionspraxis sinnvoll, da die Teilnehmer
und ihre Händler – im Gegensatz zu den Anlegern - für den ordnungsgemässen Ablauf der
Börsentransaktionen verantwortlich sind. Sie unterstehen den Handelsreglementen sowie den
entsprechenden Weisungen von SVE, in denen die Pflichten bezüglich der Gewährleistung
von fairen Preisen sowie eines integren Marktes präzise erläutert werden. Die Anleger hingegen
gehen keinerlei derartige Verpflichtungen ein und müssen sich auch gar nicht mit den
Bestimmungen der Börsenreglemente auseinandersetzen. Für sie sind nur die eingeschränkten
Tatbestände des Art. 161 bis StGB relevant. Solange sie die nicht verletzen, haben sie nichts zu
befürchten. Die Beschränkung des gesetzlich erlaubten Spielens an der Börse ist Sache der
Händler. Sie haben sozusagen als Wächter über die Kapitalmarktintegrität unverhältnismässige
Marktverzerrungen zu verhindern und dürfen nicht auch noch die Hand dazu reichen.
dd) Anrechnung von Mitverschulden anderer Teilnehmer
Von sanktionierten Teilnehmern wird gelegentlich auch vorgebracht, dass andere Teilnehmer
eine Mitschuld tragen, was nach ihrer Auffassung zu einer Milderung der Sanktion führen
sollte. Hintergrund war, dass im vorliegenden Fall dem Teilnehmer ein markant vom Referenzkurs
abweichender Kurs über das Orderroutingsystem eines anderen Teilnehmers weitergeleitet
worden war. Dies führt aber nach Ansicht der Sanktionskommission zu keiner Entlastung
des Teilnehmers, da er die Regularien der Börse akzeptiert hat und dementsprechend
verpflichtet ist, selbst eine angemessene Organisation zu haben. 1276 Folglich wird gemäss
SaKo bei der Beurteilung des Verschuldens eines Teilnehmers nicht berücksichtigt, ob ein
1274 vgl. Entscheid der Sanktionskommission vom 19.4.2010, Verantwortlichkeit des Teilnehmers für das Order-
Routingsystem, Rz. 10.2.
1275 vgl. Entscheid von Surveillance & Enforcement vom 3.11.2008, Jahresendkurspflege; Entscheid von Surveillance
& Enforcement vom 24.4.2008, Jahresendkurspflege.
1276 Entscheid der Sanktionskommission vom 3.11.2011,Verletzung der Marktintegrität, Rz. 15 f.
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