Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de
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<strong>de</strong>r Marschordnung. Da galt es haarscharf <strong>in</strong> Reih und Glied<br />
zu bleiben, von se<strong>in</strong>em Vor<strong>de</strong>rmann <strong>de</strong>n richtigen Abstand zu<br />
halten und immer <strong>in</strong> <strong>de</strong>mselben gleichmäßigen Tempo weiterzugehen.<br />
Verlangsamte man e<strong>in</strong>mal <strong>de</strong>n Schritt, dann wur<strong>de</strong><br />
man sogleich von <strong>de</strong>m H<strong>in</strong>termann auf die Hacken getreten, und<br />
g<strong>in</strong>g man zu schnell, so stieß man plötzlich mit <strong>de</strong>r Nase auf <strong>de</strong>n<br />
Tornister se<strong>in</strong>es Vor<strong>de</strong>rmannes.<br />
Die genaue Marschordnung, die e<strong>in</strong>zig und alle<strong>in</strong> die großen<br />
Marschleistungen ermöglicht und <strong>in</strong> kaum glaublicher Weise erleichtert,<br />
ersche<strong>in</strong>t am Anfang gera<strong>de</strong>zu als e<strong>in</strong>e Qual, obgleich<br />
sie gar ke<strong>in</strong>e ist. Nur daß man nicht stehen bleiben kann, wann<br />
man will, son<strong>de</strong>rn <strong>in</strong> <strong>de</strong>mselben Tempo weitergehen muß, nur<br />
das ermü<strong>de</strong>t, weil man se<strong>in</strong>em Willen und se<strong>in</strong>en Wünschen Gewalt<br />
antun muß.<br />
Im flotten Tempo g<strong>in</strong>g es dah<strong>in</strong> und lustige Marschlie<strong>de</strong>r<br />
ertönten. Die alten Leute sangen vor, und so gut die <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen<br />
und die Rekruten es vermochten, sangen sie mit, <strong>de</strong>nn wenn die<br />
Leute auch bei e<strong>in</strong>em Unteroffizier <strong>de</strong>r Regimentsmusik Gesangsunterricht<br />
haben, <strong>de</strong>n Text und die Musik lernen sie doch am besten<br />
unterwegs von <strong>de</strong>n Kamera<strong>de</strong>n. Schön war <strong>de</strong>r Gesang gera<strong>de</strong><br />
nicht immer, aber er erreichte trotz<strong>de</strong>m se<strong>in</strong>en Zweck, <strong>de</strong>nn er<br />
erleichterte <strong>de</strong>n Leuten <strong>de</strong>n Marsch.<br />
Auf <strong>de</strong>m Rückweg wur<strong>de</strong> kurz vor <strong>de</strong>r Garnison die letzte<br />
Rast gemacht, um <strong>de</strong>n Anzug <strong>in</strong> Ordnung zu br<strong>in</strong>gen, und sobald<br />
man dann die ersten Häuser <strong>de</strong>r Stadt erreicht hatte, hieß es:<br />
„Tritt gefaßt!” Der Hauptmann zog se<strong>in</strong>en Säbel, die Offiziere<br />
folgten se<strong>in</strong>em Beispiel und traten neben die rechten Flügelleute<br />
ihrer Züge. Im strammen Schritt g<strong>in</strong>g es dann dah<strong>in</strong>, während<br />
die Trommler und Pfeifer e<strong>in</strong>en flotten Marsch spielten.<br />
Auf <strong>de</strong>m Kasernenhof erfolgte dann noch e<strong>in</strong> Para<strong>de</strong>marsch,<br />
wobei Fritz unwillkürlich an die Worte <strong>de</strong>nken mußte, die Sergeant<br />
Bülle e<strong>in</strong>mal zu ihm gesagt hatte: „Sie sollen mal sehen,<br />
<strong>E<strong>in</strong></strong>jähriger, wenn Sie später nach e<strong>in</strong>er großen Übung noch e<strong>in</strong>en<br />
Vorbeimarsch machen müssen, wie weh Ihnen da Ihre Be<strong>in</strong>e tun.<br />
Aber schön ist das doch! Jetzt verstehen Sie das noch nicht, aber<br />
später wer<strong>de</strong>n Sie es e<strong>in</strong>sehen.”<br />
In diesem Augenblick begriff Fritz wirklich, was <strong>de</strong>r Sergeant<br />
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