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Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de

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als das Signal zum Aufstehen ihn auch schon weckte. Er rieb<br />

sich die Augen: War es <strong>de</strong>nn schon so spät? Und wo befand er<br />

sich <strong>de</strong>nn eigentlich?<br />

„Na, <strong>E<strong>in</strong></strong>jähriger Köhler, wird’s bald? Es ist zwar sehr schön,<br />

so mit offenen Augen im Bett zu duseln, aber das gewöhnen Sie<br />

sich man hier ab. Nun man raus mit Ihnen aus <strong>de</strong>m Fe<strong>de</strong>rbett.”<br />

Und mit schnellem Griff zog <strong>de</strong>r Gefreite ihm die Decke von <strong>de</strong>n<br />

Be<strong>in</strong>en.<br />

Verwun<strong>de</strong>rt sah Fritz sich um. Jetzt fiel ihm erst alles e<strong>in</strong>;<br />

ach so, richtig, er war ja Soldat und wohnte <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Kaserne.<br />

Da trat Karl auch schon zu ihm heran und fragte: „Na, Fritz,<br />

gut geschlafen, was? Ich habe wie e<strong>in</strong> Murmeltier geschnarcht,<br />

und wenn <strong>de</strong>r Mann da unten nicht getutet hätte, ich glaube,<br />

ich wäre die nächsten zwölf Stun<strong>de</strong>n noch nicht wach gewor<strong>de</strong>n.”<br />

In aller Eile erzählte Fritz <strong>de</strong>m Freund, daß er nachts aus<br />

<strong>de</strong>m Bett geholt wor<strong>de</strong>n war, und hoffte im stillen, <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re<br />

wür<strong>de</strong> ihn <strong>de</strong>swegen bedauern, aber dieser schalt ihn nur aus.<br />

„Das geschieht dir ganz recht, me<strong>in</strong> Junge; allzu or<strong>de</strong>ntlich bist<br />

du nie gewesen. Du er<strong>in</strong>nerst dich, daß ich dich oft <strong>de</strong>shalb ta<strong>de</strong>lte,<br />

aber ich glaube, hier wirst du es schon lernen, nichts herumliegen<br />

zu lassen. Nun aber zieh dich rasch an, damit wir <strong>in</strong> die Kant<strong>in</strong>e<br />

gehen können, um unseren Kaffee zu tr<strong>in</strong>ken.”<br />

Die Leute, die <strong>de</strong>n Wasserdienst hatten, kamen schon mit <strong>de</strong>n<br />

großen Krügen, die sie unten auf <strong>de</strong>m Hof bei <strong>de</strong>r Pumpe gefüllt<br />

hatten, zurück und die große Wäsche begann. Mit entblößter Brust<br />

stan<strong>de</strong>n alle vor <strong>de</strong>n Tischen, auf die die Waschschüsseln gestellt<br />

waren, und wuschen sich Gesicht, Hals, Ohren und Brust, putzten<br />

sich die Zähne und schlüpften dann <strong>in</strong> die Uniform.<br />

„Die Kaffeeholer raus!” ertönte auf <strong>de</strong>m Korridor die Stimme<br />

<strong>de</strong>s Unteroffiziers vom Dienst, und gleich darauf hörte man die<br />

<strong>in</strong> je<strong>de</strong>r Stube dazu bestimmten Mannschaften mit <strong>de</strong>n großen<br />

Kannen draußen antreten.<br />

Fritz und Karl g<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> die Kant<strong>in</strong>e, um zu frühstücken,<br />

und kamen dort mit <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen <strong>de</strong>s Bataillons<br />

zusammen. Es war erst zehn M<strong>in</strong>uten vor halb sieben. Sie hatten<br />

bis zum Beg<strong>in</strong>n <strong>de</strong>s Dienstes also noch vierzig M<strong>in</strong>uten Zeit<br />

und die benutzten sie, um ihre Ansichten über das Kasernenleben<br />

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