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Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de

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„Beschwören Sie ke<strong>in</strong>e Krankheiten herauf, beson<strong>de</strong>rs jetzt<br />

nicht,” bat Karl, „wir wollen doch auf Weihnachtsurlaub.”<br />

„Das heißt, wenn Sie welchen bekommen,” me<strong>in</strong>te Frau<br />

Krause, „sonst doch wohl nicht.”<br />

Das war e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Scherz, mit <strong>de</strong>m sie <strong>in</strong> je<strong>de</strong>m <strong>Jahr</strong> ihre<br />

<strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen neckte, und sie hatte auch dieses Mal die Genugtuung,<br />

daß Fritz und Karl darauf h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>fielen. Bei<strong>de</strong> faßten sie gleichzeitig<br />

am Arm und fragten ängstlich: „Um Himmels willen, Frau<br />

Krause, Sie glauben doch nicht etwa . . . ?”<br />

Aber die zuckte nur die Achseln. „Nichts Genaues weiß man<br />

nicht. Dunkel ist die Zukunft. Wer da h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>sehen könnte, wäre<br />

klüger als wir drei zusammen.”<br />

Aber schon am Mittag <strong>de</strong>sselben Tages wur<strong>de</strong>n Fritz und Karl<br />

beruhigt; sie erfuhren, daß allen <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen <strong>de</strong>s Regiments<br />

Weihnachtsurlaub bewilligt sei. Freu<strong>de</strong>strahlend teilten sie das<br />

<strong>de</strong>r Frau Krause mit und wollten mit ihr im Zimmer umher-tanzen,<br />

aber Frau Krause wehrte sich unter <strong>de</strong>r Vorgabe, daß sie dazu<br />

doch schon zu alt sei, sehr energisch.<br />

So sprangen <strong>de</strong>nn Fritz und Karl alle<strong>in</strong> dreimal vor Freu<strong>de</strong> <strong>in</strong> die<br />

Luft, dann g<strong>in</strong>gen sie gleich zur Stadt, um von ihren Erspar-nissen<br />

für die Eltern und Geschwister e<strong>in</strong>ige Kle<strong>in</strong>igkeiten als<br />

Weihnachtsgeschenke zu kaufen. Auch Frau Krause und die Putzkamera<strong>de</strong>n<br />

wur<strong>de</strong>n nicht vergessen. Ihre Wirt<strong>in</strong> erhielt von ihnen<br />

bei<strong>de</strong>n zusammen e<strong>in</strong>e hübsche Tisch<strong>de</strong>cke, die sie sich schon lange<br />

gewünscht hatte, und für die Putzer wur<strong>de</strong>n je fünfzig Zigarren,<br />

außer<strong>de</strong>m e<strong>in</strong> Taler bestimmt. Frau Krause dagegen überraschte<br />

am Tag <strong>de</strong>r Abreise ihre bei<strong>de</strong>n <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen mit e<strong>in</strong>em großen<br />

selbstgebackenen Kuchen. „Den nehmen Sie nur mit nach Haus und<br />

sagen Sie Ihren Eltern, sie sollen nur tüchtig mit h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>-beißen;<br />

auf das Backen verstehe ich mich, das wird Ihnen allen klar<br />

wer<strong>de</strong>n, wenn Sie me<strong>in</strong> Kunstwerk erst versucht haben.”<br />

Der Urlaubstag war da. Bis morgens um zehn Uhr wur<strong>de</strong><br />

noch Dienst abgehalten, aber die Feststimmung lag schon <strong>in</strong> <strong>de</strong>r<br />

Luft, So wur<strong>de</strong> es heute nicht allzu genau genommen; nur<br />

Sergeant Bülle me<strong>in</strong>te, heute müsse man erst recht se<strong>in</strong>e Pflicht<br />

tun. Aber trotz<strong>de</strong>m sah er alle Augenblicke nach <strong>de</strong>r Uhr, <strong>de</strong>nn auch<br />

er wollte auf Urlaub fahren.<br />

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