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Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de

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sah es so aus. Aber nun wollen wir machen, daß wir weiterkommen.”<br />

Langsam setzte <strong>de</strong>r Zug sich <strong>in</strong> Bewegung, und ebenso langsam<br />

fuhr er se<strong>in</strong>em Ziel entgegen. Militärzüge s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e Schnellzüge;<br />

<strong>de</strong>r Personen- und Güterverkehr darf durch sie im Frie<strong>de</strong>n<br />

nicht geh<strong>in</strong><strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n. Daher müssen sie sehr langsam fahren<br />

und auch oft halt machen, daß das Geleise für die an<strong>de</strong>ren Züge<br />

frei bleibt.<br />

Stun<strong>de</strong> auf Stun<strong>de</strong> verrann <strong>in</strong> tödlichster Langeweile. Die<br />

Unterhaltung war schon längst verstummt. So gut es je<strong>de</strong>r konnte,<br />

lehnte er sich gegen die Wand und versuchte zu schlafen, aber es<br />

blieb immer bei <strong>de</strong>m Vorsatz. Denn irgen<strong>de</strong><strong>in</strong>er f<strong>in</strong>g im letzten<br />

Augenblick doch wie<strong>de</strong>r an zu sprechen, und wenn er auch nur<br />

darüber klagte, daß er nicht schlafen konnte.<br />

Unwillkürlich mußten die <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen während <strong>de</strong>r langen<br />

Fahrt daran <strong>de</strong>nken, wie ihr Truppenteil im letzten Feldzug an<br />

die Grenze beför<strong>de</strong>rt wor<strong>de</strong>n war. In <strong>de</strong>r Regimentsgeschichte<br />

hatten sie davon gelesen und <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Instruktionsstun<strong>de</strong> noch<br />

näheres darüber erfahren. Da hatte die Truppe sechs Tage und<br />

fünf Nächte <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Bahn gesessen und durch <strong>de</strong>n Mangel an Bewegung<br />

und von <strong>de</strong>m langen Stillsitzen hatten die meisten Leute<br />

geschwollene Füße und Be<strong>in</strong>e bekommen. Die ganze Blutzirkulation<br />

hatte gestockt, und als sie endlich am Ziele ankamen, waren<br />

sie so steif und matt, daß sie nicht gehen noch stehen konnten. Man<br />

hatte geglaubt, man wür<strong>de</strong> tagelang Ruhe brauchen, um wie<strong>de</strong>r<br />

marschfähig zu wer<strong>de</strong>n. Aber als sie <strong>de</strong>n Zug verließen, erwartete<br />

sie auch bereits e<strong>in</strong> Befehl. In <strong>de</strong>r Entfernung von etwa fünfzehn<br />

Kilometer war e<strong>in</strong> Gefecht im Gange; das Regiment sollte<br />

im Geschw<strong>in</strong>dschritt heranrücken, um sofort <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Kampf e<strong>in</strong>zugreifen.<br />

Fünfzehn Kilometer Geschw<strong>in</strong>dmarsch — jetzt, wo man<br />

kaum die Füße aufsetzen konnte.<br />

Unmöglich, hatten alle gedacht; <strong>in</strong> je<strong>de</strong>m Gesicht war es zu<br />

lesen gewesen.<br />

Da hatte <strong>de</strong>r Oberst sich an se<strong>in</strong>e Leute gewandt und mit klarer<br />

und <strong>de</strong>utlicher Stimme gerufen: „Leute, es muß gehen, es muß!”<br />

Und es war gegangen, trotz alle<strong>de</strong>m! Waren auch viele als<br />

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