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Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de

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Aber nur zu rasch nahm die schöne Urlaubszeit ihr En<strong>de</strong>.<br />

Ganz so schnell, wie auf <strong>de</strong>m Kasernenhof, g<strong>in</strong>gen die Tage<br />

allerd<strong>in</strong>gs nicht herum, <strong>de</strong>nn nichts kürzt die Stun<strong>de</strong>n ja so wie<br />

die Arbeit; aber es g<strong>in</strong>g doch sehr schnell, und als es am Neujahrstag<br />

hieß, „morgen müssen wir <strong>in</strong> die Garnison zurück”, da wollten die<br />

Eltern es kaum glauben, daß <strong>de</strong>r Urlaub schon herum sei.<br />

Am Neujahrsabend sahen Fritzens Eltern außer <strong>de</strong>n Angehörigen<br />

Karls noch e<strong>in</strong>ige Freun<strong>de</strong> bei sich. Die Mutter wäre am liebsten<br />

auch heute mit ihrem Fritz alle<strong>in</strong> geblieben, aber <strong>de</strong>r Vater hatte<br />

wi<strong>de</strong>rsprochen, um ke<strong>in</strong>e Trauer wegen <strong>de</strong>s bevorstehen<strong>de</strong>n Abschieds<br />

aufkommen zu lassen. So herrschte <strong>de</strong>nn bald <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Gesellschaft<br />

e<strong>in</strong>e fröhliche Stimmung; Fritz und Karl waren die<br />

Übermütigsten von allen.<br />

Verwun<strong>de</strong>rt sah die Mutter ihren Fritz an. „Geht dir <strong>de</strong>r<br />

Abschied <strong>de</strong>nn gar nicht nahe?” fragte sie ihn.<br />

Zärtlich legte er <strong>de</strong>n Arm um ihre Schulter und küßte sie auf<br />

die Stirn. Dann sagte er : „Gewiß, Mutter, er wird mir nicht<br />

leicht, <strong>de</strong>nn ich habe euch doch alle sehr lieb und begreife es selbst<br />

nicht ganz, daß ich nicht traurig b<strong>in</strong>. Ich sprach vorh<strong>in</strong> mit Karl<br />

darüber, und da haben wir uns dabei ertappt, daß wir nach diesen<br />

Tagen <strong>de</strong>r Erholung nun doch e<strong>in</strong> ganz kle<strong>in</strong> wenig Sehnsucht<br />

haben nach <strong>de</strong>r Kaserne, nach <strong>de</strong>m Dienst, nach <strong>de</strong>n Kamera<strong>de</strong>n<br />

und nach allem, was mit <strong>de</strong>m Soldatenleben zusammenhängt.<br />

Bist du <strong>de</strong>shalb böse?”<br />

„Wie sollte ich wohl, me<strong>in</strong> Junge,” gab die Mutter zur Antwort,<br />

und voller Stolz blickte sie auf ihren Sohn, <strong>de</strong>n die Pflicht<br />

und die Liebe zu se<strong>in</strong>em Dienst ganz zum Soldaten gemacht hatte.<br />

Kaisers Geburtstag. — Besichtigung. — Die erste<br />

Wache. — Die Beför<strong>de</strong>rung<br />

D<br />

a stan<strong>de</strong>n sie nun wie<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>m Kasernenhof, die <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen,<br />

und Sergeant Bülle rang die Hän<strong>de</strong>, nicht aus Entrüstung,<br />

son<strong>de</strong>rn aus Angewohnheit. Im stillen wun<strong>de</strong>rte er sich<br />

selbst, wie wenig se<strong>in</strong>e Zögl<strong>in</strong>ge <strong>in</strong>zwischen auf Urlaub verlernt<br />

hatten; aber das durfte er natürlich nicht zugeben, <strong>de</strong>nn sonst hätten<br />

sich die <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen am En<strong>de</strong> e<strong>in</strong>gebil<strong>de</strong>t, sie könnten schon etwas,<br />

und dieser Glaube durfte nie und nimmer <strong>in</strong> ihnen wach wer<strong>de</strong>n.<br />

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