29.10.2013 Aufrufe

Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de

Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de

Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Entgegen ihren Erwartungen war Mutter Krause we<strong>de</strong>r<br />

überrascht noch betrübt, als sie ihr <strong>de</strong>n Befehl <strong>de</strong>s Majors mitteilten.<br />

„Das kenne ich, me<strong>in</strong>e Herren. An <strong>de</strong>m Schmerz hat schon<br />

mancher bei mir sterben wollen; statt <strong>de</strong>ssen ist er aber noch viel<br />

gesün<strong>de</strong>r gewor<strong>de</strong>n, als er schon vorher war. Ich habe, als me<strong>in</strong><br />

guter Mann noch lebte, ja auch jahrelang mit ihm <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Kaserne<br />

gelebt und kann Ihnen aus gewissenhaftester Überzeugung nur<br />

sagen: Die schönste Luft, die es überhaupt nur gibt, ist auf <strong>de</strong>m<br />

Kasernenhof, und die zweitschönste ist dr<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Kaserne<br />

selbst. Da weht e<strong>in</strong> gesun<strong>de</strong>s, kräftiges Parfüm; passen Sie mal<br />

auf, wie wohl Ihnen das tut. Für Ihre Zimmer brauchen Sie<br />

nichts zu fürchten und was Sie von Ihren Sachen nicht mitnehmen,<br />

das lassen Sie nur ruhig hier liegen. Bei Mutter Krause ist noch<br />

ke<strong>in</strong>em <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen etwas fortgekommen. Me<strong>in</strong> Ruf bürgt für<br />

die Solidität <strong>de</strong>r Firma, wie die Kaufleute das wohl so nennen.”<br />

Fritz war etwas betrübt, daß er bei Frau Krause gar ke<strong>in</strong><br />

Mitleid fand. Er hatte die Empf<strong>in</strong>dung, als wür<strong>de</strong> er das Bevorstehen<strong>de</strong><br />

leichter ertragen, wenn sie ihn mit e<strong>in</strong>igen Trostworten<br />

aufzurichten versucht hätte. Karl dagegen stimmte se<strong>in</strong>er Wirt<strong>in</strong><br />

ganz bei und geme<strong>in</strong>sam machten sich die Freun<strong>de</strong> daran, das<br />

Notwendigste zusammenzupacken. Während sie noch damit beschäftigt<br />

waren, erschienen die bei<strong>de</strong>n Putzer, die ihnen vom Hauptmann<br />

zugeteilt wor<strong>de</strong>n waren, um ihnen die Dienstsachen und die<br />

Uniform gegen e<strong>in</strong> monatliches Entgelt von drei Mark <strong>in</strong> Ordnung<br />

zu halten. Karls Putzer war e<strong>in</strong> sehr ruhiger ernster Mensch, <strong>de</strong>r<br />

se<strong>in</strong>e Arbeit verrichtete, ohne e<strong>in</strong> unnötiges Wort zu verlieren,<br />

während Blasebalg, Fritzens Putzer, <strong>de</strong>n Mund nicht halten konnte.<br />

Er war e<strong>in</strong> armer Bursch, <strong>de</strong>r von Haus aus gar ke<strong>in</strong>e Unterstützung<br />

bekam, und um ihm e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Nebenverdienst zu verschaffen,<br />

hatte man ihn zum Putzer ernannt. Se<strong>in</strong>er Dankbarkeit suchte er<br />

dadurch Ausdruck zu geben, daß er beständig sprach und immer<br />

wie<strong>de</strong>r versicherte, wie er für Fritz sorgen wolle. „Um gar nichts<br />

brauchen Sie sich zu kümmern, Herr <strong>E<strong>in</strong></strong>jähriger. Nur <strong>de</strong>n Dienst,<br />

<strong>de</strong>n müssen Sie selber tun, aber alles an<strong>de</strong>re besorge ich, und<br />

wenn Ihnen e<strong>in</strong>mal das Essen nicht schmeckt, dann brauchen Sie<br />

nur zu mir zu sagen: ‚Blasebalg, iß!‛ und dann esse ich es. Ich<br />

esse alles, Herr <strong>E<strong>in</strong></strong>jähriger.”<br />

10

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!