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Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de

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und „Augen rechts” an <strong>de</strong>m Herrn Leutnant und <strong>de</strong>n Unteroffizieren<br />

vorbei. Allerd<strong>in</strong>gs waren die <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen jetzt auch schon<br />

fast elf Wochen Soldaten und die Vorstellung war nicht mehr fern.<br />

Ursprünglich hatte sie schon vor Weihnachten stattf<strong>in</strong><strong>de</strong>n sollen,<br />

aber dann war befohlen wor<strong>de</strong>n, daß sie doch erst <strong>in</strong> <strong>de</strong>r ersten<br />

Hälfte <strong>de</strong>s Januar, unmittelbar vor <strong>de</strong>r Besichtigung <strong>de</strong>r Rekruten,<br />

erfolgen sollte.<br />

Das Weihnachtsfest kam immer näher heran. Es war schon<br />

lange recht w<strong>in</strong>terlich; zu <strong>de</strong>r strengen Kälte gesellte sich reichlicher<br />

Schneefall, und wenn die <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen von e<strong>in</strong>er Übung aus <strong>de</strong>m<br />

Gelän<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r vom Exerzierplatz zurückkamen, sahen sie oft wie die<br />

leibhaftigen Schneemänner aus. Zuerst hatte da mancher über<br />

kalte und nasse Füße geklagt, <strong>de</strong>r e<strong>in</strong>e o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re sich auch<br />

e<strong>in</strong>e Erkältung geholt und daran gedacht, sich krank zu mel<strong>de</strong>n,<br />

aber sich dann doch im letzten Augenblick geschämt, zu Haus zu<br />

bleiben, solange dies nicht unbed<strong>in</strong>gt se<strong>in</strong> mußte.<br />

<strong>E<strong>in</strong></strong>mal dachte auch Karl daran, sich krank zu mel<strong>de</strong>n. Trotz<br />

se<strong>in</strong>er starken Konstitution hatte er e<strong>in</strong>en Schnupfen, daß er beständig<br />

zu we<strong>in</strong>en schien und se<strong>in</strong>e Kehle ke<strong>in</strong>en Ton von sich zu<br />

geben vermochte. Aber als er Mutter Krause se<strong>in</strong>e Absicht, am<br />

nächsten Tage zu Hause zu bleiben, da er nicht sprechen konnte,<br />

durch Gebär<strong>de</strong>n klargemacht hatte, schüttelte diese energisch <strong>de</strong>n<br />

Kopf. „I wo, das gibt es nicht! Bei Mutter Krause ist noch nie<br />

e<strong>in</strong>er krank gewesen; ich wer<strong>de</strong> Sie schon behan<strong>de</strong>ln, und wenn Sie<br />

morgen nicht ganz gesund s<strong>in</strong>d, will ich Müller<strong>in</strong> heißen.”<br />

Sie schickte Karl zu Bett, gab ihm große Mengen heißer<br />

Milch mit Selterwasser zu tr<strong>in</strong>ken, machte ihm Umschläge und<br />

reichte ihm als Schlummertrunk noch e<strong>in</strong>en Grog.<br />

Karl schwitzte sich fast die Seele aus <strong>de</strong>m Leib; aber als er<br />

am nächsten Morgen erwachte, hatte er zwar noch e<strong>in</strong>en etwas<br />

dumpfen Kopf, aber die Augen waren klar und <strong>de</strong>r Schnupfen<br />

verflogen.<br />

Frau Krause strahlte, als sie ihn so gesund wie<strong>de</strong>r vor sich sah.<br />

„Na, habe ich es nicht gesagt? An mir ist e<strong>in</strong> Lazarettgehilfe<br />

verloren gegangen, und wenn Sie sich im Dienst wirklich mal e<strong>in</strong>e<br />

Verletzung zuziehen, 'ne kle<strong>in</strong>e Sehnenzerrung am Fuße o<strong>de</strong>r etwas<br />

Ähnliches, das heile ich Ihnen auch.”<br />

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