Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de
Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de
Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
„Zu Befehl, Herr Major.”<br />
Bellmann nahm das Gewehr von neuem an die Wange und<br />
gleich darauf krachte <strong>de</strong>r Schuß.<br />
„Spiegel,” mel<strong>de</strong>te er ruhig, und daß er se<strong>in</strong>en Schuß richtig<br />
angegeben hatte, bestätigten gleich darauf die Anzeiger, welche<br />
die Scheibe für e<strong>in</strong>en Augenblick <strong>in</strong> die Deckung h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>zogen, um<br />
<strong>de</strong>n Treffer festzustellen, und dann die Anzeigezahl herausschoben.<br />
Es war wirklich Spiegel, das beste Treffresultat.<br />
„Bravo! Nochmal!” lobte <strong>de</strong>r Major.<br />
Und Schuß auf Schuß folgte, je<strong>de</strong>smal wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Treffer<br />
richtig angesagt, und als Bellmann die ersten bei<strong>de</strong>n Patronenrahmen<br />
verfeuert hatte, da hatte er mit zehn Schüssen auch zehn<br />
Spiegel erreicht.<br />
„Na, me<strong>in</strong>e Herren,” rief Bellmanns Hauptmann freu<strong>de</strong>strahlend,<br />
„was sagen Sie nun? So schießt man <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Kompanie!<br />
Da sieht man mal wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utlich, wie viel e<strong>in</strong>e glänzen<strong>de</strong><br />
Ausbildung <strong>de</strong>r Leute im Schießdienst vermag.”<br />
Natürlich wollte <strong>de</strong>r Hauptmann mit diesen übermütigen<br />
Worten die an<strong>de</strong>ren Offiziere nur necken, <strong>de</strong>nn er wußte sehr<br />
wohl, daß die Ausbildung ganz alle<strong>in</strong> auch nicht alles erreichen<br />
kann.<br />
Die Offiziere waren über die Kaltblütigkeit, die Bellmann<br />
beim Schießen zeigte, höchlich erstaunt, und er selbst war es<br />
eigentlich heute, wie auch sonst je<strong>de</strong>smal, am allermeisten. Er<br />
war gar nicht so frei von Nervosität, wie Sergeant Bülle glaubte.<br />
Aber <strong>in</strong> <strong>de</strong>m Augenblick, da er das Gewehr zur Hand nahm,<br />
kannte er sich selbst nicht wie<strong>de</strong>r. Da stand er so fest und ruhig<br />
da, daß nicht die leiseste Wimper an ihm zuckte; da rührte und regte<br />
sich nichts an ihm. Er zweifelte niemals, daß er e<strong>in</strong>en guten Schuß<br />
abgeben wür<strong>de</strong>, ja noch mehr, er war von vornhere<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Sache<br />
sicher, und <strong>de</strong>mentsprechend war dann auch stets <strong>de</strong>r Erfolg.<br />
„Wenn <strong>de</strong>r Herr Major gestatten, daß <strong>de</strong>r <strong>E<strong>in</strong></strong>jährige auch<br />
sonst noch se<strong>in</strong>e Künste zeigt,” me<strong>in</strong>te <strong>de</strong>r Hauptmann, „könnten<br />
wir ihm vielleicht jetzt e<strong>in</strong>mal <strong>de</strong>n R<strong>in</strong>g angeben, <strong>de</strong>n er treffen<br />
soll.”<br />
Der Major erhob drohend <strong>de</strong>n F<strong>in</strong>ger. „Na, na, prahlen<br />
Sie nur nicht zu sehr mit Ihrem Schützl<strong>in</strong>g!” Dann aber sagte<br />
148