Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de
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Fritz und Karl waren sehr froh gewesen, als sie die hübsche<br />
Wohnung, die kaum zehn M<strong>in</strong>uten von <strong>de</strong>r Kaserne entfernt lag,<br />
durch die Vermittlung <strong>de</strong>s früheren Mieters zu e<strong>in</strong>em billigen<br />
Preis erhalten hatte, schon <strong>de</strong>shalb, weil es ihnen dadurch möglich<br />
wur<strong>de</strong>, zusammen zu wohnen.<br />
In <strong>de</strong>r nur wenige Stun<strong>de</strong>n entfernten kle<strong>in</strong>en Prov<strong>in</strong>zialstadt,<br />
die ke<strong>in</strong>e Garnison besaß, waren sie bei<strong>de</strong> zusammen groß<br />
gewor<strong>de</strong>n und seit vielen <strong>Jahr</strong>en eng befreun<strong>de</strong>t. Fritz war <strong>de</strong>r<br />
Sohn e<strong>in</strong>es Steuerrates, Karls Vater war e<strong>in</strong> Kaufmann. Bei<strong>de</strong><br />
hatten viele <strong>Jahr</strong>e nebene<strong>in</strong>an<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>r Schulbank gesessen und<br />
nach glücklich bestan<strong>de</strong>nem Abiturientenexamen beschlossen, gleich<br />
ihr <strong>Jahr</strong> abzudienen, damit sie dann für das spätere Studium und<br />
die Lehrzeit nicht durch ihre Militärpflichten geh<strong>in</strong><strong>de</strong>rt wür<strong>de</strong>n.<br />
Vielleicht hätten sie aber trotz<strong>de</strong>m noch etwas mit <strong>de</strong>m Dienen<br />
gewartet, wenn Karl nicht darauf gebrannt hätte, gleich Soldat<br />
zu wer<strong>de</strong>n, weshalb er Fritz überre<strong>de</strong>te, se<strong>in</strong>em Beispiel zu<br />
folgen.<br />
Angeblich hatte er dadurch, daß er jetzt e<strong>in</strong>trat, <strong>de</strong>m Freun<strong>de</strong><br />
e<strong>in</strong> Opfer gebracht, während er <strong>in</strong> Wirklichkeit die treiben<strong>de</strong><br />
Kraft war, daß sie schon jetzt dienten. „Du sollst mal sehen, Fritz, du<br />
wirst e<strong>in</strong> ganz an<strong>de</strong>rer Mensch wer<strong>de</strong>n. Du bist nun e<strong>in</strong>mal von<br />
Haus aus etwas schmächtig; du wirst da e<strong>in</strong>e ganz an<strong>de</strong>re Farbe,<br />
e<strong>in</strong>e viel bessere Haltung, vor allen D<strong>in</strong>gen aber viel mehr Selbstvertrauen<br />
bekommen. Und wenn du erst später Stu<strong>de</strong>nt wirst,<br />
dann imponierst du <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren schon <strong>de</strong>shalb, weil du <strong>de</strong><strong>in</strong> <strong>Jahr</strong><br />
bereits abgedient hast.”<br />
Der Abschied vom Elternhaus war nicht leicht gewesen, aber<br />
man war ja nur wenige Stun<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>r Bahn von <strong>de</strong>r Heimat<br />
entfernt. Die Elten hatten versprochen, e<strong>in</strong>mal zum Besuch<br />
zu kommen, und wenn sie sich als <strong>E<strong>in</strong></strong>jährige gut führten, dann<br />
gab es zu Weihnachten, zu Ostern und auch sonst wohl noch e<strong>in</strong>mal<br />
Urlaub; da ließ sich die Trennung ertragen.<br />
Seit achtundvierzig Stun<strong>de</strong>n waren sie nun bei Mutter Krause<br />
im Quartier. Sie hatten sich gestern und vorgestern die Stadt<br />
etwas angesehen, bei <strong>de</strong>m Militärschnei<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r ihnen die Ausrüstung<br />
lieferte, die letzten Anproben gehalten, die Sachen <strong>in</strong><br />
Empfang genommen und waren nun seit heute morgen Soldaten.<br />
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