Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de
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dann habe ich mir gesagt: die Kamera<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n ihn schon wie<strong>de</strong>r<br />
zur Vernunft br<strong>in</strong>gen. Dar<strong>in</strong> habe ich mich ja auch nicht geirrt,<br />
und ich muß sagen, das hat mich am meisten gefreut. Denn ob<br />
nun e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>en Griff etwas besser o<strong>de</strong>r schlechter ausführt, das<br />
alle<strong>in</strong> macht es nicht, <strong>de</strong>nn da sprechen oft viele äußere Umstän<strong>de</strong><br />
mit, an <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r e<strong>in</strong>zelne zuweilen ganz unschuldig ist. Der<br />
Geist ist die Hauptsache; da hat unser braver Sergeant Bülle ganz<br />
recht, wenn auch <strong>in</strong> etwas an<strong>de</strong>rem S<strong>in</strong>ne, als er es me<strong>in</strong>t. Mir<br />
steht nicht das Recht zu, Ihnen hier e<strong>in</strong>e offizielle dienstliche Re<strong>de</strong><br />
zu halten; das ist auch gar nicht me<strong>in</strong>e Absicht. Ich wollte Ihnen<br />
nur danken, daß Sie me<strong>in</strong>er Erziehung solche Ehre gemacht haben.<br />
Ich b<strong>in</strong> stolz, daß Sie das Vertrauen, das ich von Anfang an <strong>in</strong><br />
Sie setzte, erfüllt haben. Von ganzem Herzen freue ich mich mit<br />
Ihnen, daß Sie alle die Tressen erhielten. Darauf wollen wir nun<br />
anstoßen. Ich leere me<strong>in</strong>en Becher <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Hoffnung, daß Sie bei<br />
<strong>de</strong>n späteren Reserveübungen immer weiter avancieren, und daß<br />
Sie auch <strong>in</strong> Zukunft die guten Soldaten bleiben, die Sie waren.”<br />
Es hatte gar nicht <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Absicht <strong>de</strong>s Offiziers gelegen, so ausführlich<br />
zu <strong>de</strong>n <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen zu sprechen. Aber ganz unwillkürlich<br />
fügte sich Wort an Wort, und mit aufrichtiger Freu<strong>de</strong> sah er, wie<br />
aufmerksam se<strong>in</strong>e früheren Zögl<strong>in</strong>ge ihm lauschten, wie freudig<br />
es <strong>in</strong> ihren Augen bei se<strong>in</strong>er Anerkennung aufleuchtete. Er merkte,<br />
se<strong>in</strong> Lob machte sie stolz und wirklich glücklich.<br />
Alle stießen mit ihm an; e<strong>in</strong> donnern<strong>de</strong>s Hurra auf Leutnant<br />
von Dohlen folgte. Bellmann spielte unermüdlich: „Hoch soll er<br />
leben, hoch soll er leben!” Aber alle Auffor<strong>de</strong>rungen, doch noch<br />
etwas zu bleiben, lehnte <strong>de</strong>r Offizier dankend ab. „Ich kann wirklich<br />
nicht; <strong>de</strong>r Zug wartet nicht auf mich.”<br />
Noch e<strong>in</strong>mal reichte er je<strong>de</strong>m die Hand, um sich dann, von neuen<br />
Hochrufen begleitet, zu entfernen.<br />
So sehr sich auch alle über die ihnen gezollte Anerkennung<br />
gefreut hatten, nun wur<strong>de</strong>n sie doch ernst und still, <strong>de</strong>nn sie wußten<br />
ja, das war <strong>de</strong>r Anfang vom En<strong>de</strong>.<br />
Nur noch e<strong>in</strong> paar Tage, nicht e<strong>in</strong>mal mehr e<strong>in</strong>e Woche, dann<br />
wür<strong>de</strong>n sie wie<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>m Kasernenhof stehen, und <strong>de</strong>r Oberst<br />
und sämtliche Offiziere wür<strong>de</strong>n ersche<strong>in</strong>en, genau wie an <strong>de</strong>m<br />
Tag, da sie, nun fast genau vor e<strong>in</strong>em <strong>Jahr</strong>, e<strong>in</strong>traten, und mit<br />
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