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Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de

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Daß dies geglückt war, hatte se<strong>in</strong>e Ursache zum großen Teil<br />

dar<strong>in</strong>, daß sich auf <strong>de</strong>m fe<strong>in</strong>dlichen l<strong>in</strong>ken Flügel das Gefecht<br />

zuerst entwickelt und <strong>de</strong>r Gegner <strong>in</strong>folge<strong>de</strong>ssen se<strong>in</strong>e ganze Aufmerksamkeit<br />

nur auf e<strong>in</strong>en Angriff von dort gerichtet hatte.<br />

Der Held <strong>de</strong>s Tages war Fritz. Er hatte es nicht nur verstan<strong>de</strong>n,<br />

mit se<strong>in</strong>en Leuten unter äußerst geschickter Benutzung <strong>de</strong>s Gelän<strong>de</strong>s<br />

vorzugehen, son<strong>de</strong>rn auch <strong>de</strong>n Gegner über se<strong>in</strong>e Stärke zu täuschen,<br />

die, wie <strong>de</strong>r Major es scherzend benannte, nur <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Schwäche<br />

bestand.<br />

Der Unteroffizier und <strong>de</strong>r Leutnant, <strong>de</strong>nen Fritz im Feuergefecht<br />

gegenübergelegen hatte, machten e<strong>in</strong> mehr als erstauntes<br />

Gesicht, als sie erfuhren, wie Fritz sie täuschte. Aber das törichteste<br />

Gesicht von allen machte doch <strong>de</strong>r Dicke, als er jetzt endlich schweißtriefend<br />

von se<strong>in</strong>em erfolglosen Patrouillengang zurückkam und<br />

eifrig mel<strong>de</strong>te: „Auf me<strong>in</strong>em Patrouillengang vom Fe<strong>in</strong><strong>de</strong> nichts<br />

gesehen.”<br />

Denn wie sich nun herausstellte, war <strong>de</strong>r Gegner doch dagewesen,<br />

ja noch mehr, er hatte sogar die Worte gehört, die <strong>de</strong>r<br />

Dicke selbst mit se<strong>in</strong>en Leuten wechselte.<br />

Auf <strong>de</strong>m Heimmarsch wandte sich Schmidt an Fritz: „Nun<br />

tu mir nur <strong>de</strong>n e<strong>in</strong>zigen Gefallen und sag mir, wie du es angefangen<br />

hast, nicht gesehen zu wer<strong>de</strong>n?”<br />

Fritz warf sich ansche<strong>in</strong>end sehr stolz <strong>in</strong> die Brust. „Kennst du<br />

die schöne Geschichte, wie e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Junge lange bewun<strong>de</strong>rnd<br />

zusah, während e<strong>in</strong> Orgeldreher se<strong>in</strong>em Instrument die herrlichsten<br />

Lie<strong>de</strong>r entlockte? Endlich faßte <strong>de</strong>r Junge sich e<strong>in</strong> Herz und trat<br />

näher. ‚Herr Orgeldreher, wie machen Sie das? Das möchte<br />

ich auch gern lernen.‛ Der aber sah <strong>de</strong>n Jungen nur verächtlich<br />

an und sagte: ‚Me<strong>in</strong> Sohn, entwe<strong>de</strong>r kann man so was o<strong>de</strong>r man<br />

kann es nicht; erlernen läßt sich das nicht.‛”<br />

„Das heißt also mit an<strong>de</strong>ren Worten,” entgegnete <strong>de</strong>r Dicke,<br />

halb belustigt, halb ärgerlich, „daß man entwe<strong>de</strong>r als guter Patrouillenführer<br />

auf die Welt gekommen se<strong>in</strong> muß o<strong>de</strong>r es sonst<br />

nie und nimmer wer<strong>de</strong>n kann. Mag se<strong>in</strong>, daß du recht hast, möglich<br />

aber auch, daß du dich irrst.”<br />

Gera<strong>de</strong> weil <strong>de</strong>r Dicke es mit se<strong>in</strong>em Dienst so gewissenhaft<br />

nahm, und weil er sehr ehrgeizig war, ohne <strong>de</strong>swegen im schlechten<br />

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