Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de
Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de
Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Daß dies geglückt war, hatte se<strong>in</strong>e Ursache zum großen Teil<br />
dar<strong>in</strong>, daß sich auf <strong>de</strong>m fe<strong>in</strong>dlichen l<strong>in</strong>ken Flügel das Gefecht<br />
zuerst entwickelt und <strong>de</strong>r Gegner <strong>in</strong>folge<strong>de</strong>ssen se<strong>in</strong>e ganze Aufmerksamkeit<br />
nur auf e<strong>in</strong>en Angriff von dort gerichtet hatte.<br />
Der Held <strong>de</strong>s Tages war Fritz. Er hatte es nicht nur verstan<strong>de</strong>n,<br />
mit se<strong>in</strong>en Leuten unter äußerst geschickter Benutzung <strong>de</strong>s Gelän<strong>de</strong>s<br />
vorzugehen, son<strong>de</strong>rn auch <strong>de</strong>n Gegner über se<strong>in</strong>e Stärke zu täuschen,<br />
die, wie <strong>de</strong>r Major es scherzend benannte, nur <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Schwäche<br />
bestand.<br />
Der Unteroffizier und <strong>de</strong>r Leutnant, <strong>de</strong>nen Fritz im Feuergefecht<br />
gegenübergelegen hatte, machten e<strong>in</strong> mehr als erstauntes<br />
Gesicht, als sie erfuhren, wie Fritz sie täuschte. Aber das törichteste<br />
Gesicht von allen machte doch <strong>de</strong>r Dicke, als er jetzt endlich schweißtriefend<br />
von se<strong>in</strong>em erfolglosen Patrouillengang zurückkam und<br />
eifrig mel<strong>de</strong>te: „Auf me<strong>in</strong>em Patrouillengang vom Fe<strong>in</strong><strong>de</strong> nichts<br />
gesehen.”<br />
Denn wie sich nun herausstellte, war <strong>de</strong>r Gegner doch dagewesen,<br />
ja noch mehr, er hatte sogar die Worte gehört, die <strong>de</strong>r<br />
Dicke selbst mit se<strong>in</strong>en Leuten wechselte.<br />
Auf <strong>de</strong>m Heimmarsch wandte sich Schmidt an Fritz: „Nun<br />
tu mir nur <strong>de</strong>n e<strong>in</strong>zigen Gefallen und sag mir, wie du es angefangen<br />
hast, nicht gesehen zu wer<strong>de</strong>n?”<br />
Fritz warf sich ansche<strong>in</strong>end sehr stolz <strong>in</strong> die Brust. „Kennst du<br />
die schöne Geschichte, wie e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Junge lange bewun<strong>de</strong>rnd<br />
zusah, während e<strong>in</strong> Orgeldreher se<strong>in</strong>em Instrument die herrlichsten<br />
Lie<strong>de</strong>r entlockte? Endlich faßte <strong>de</strong>r Junge sich e<strong>in</strong> Herz und trat<br />
näher. ‚Herr Orgeldreher, wie machen Sie das? Das möchte<br />
ich auch gern lernen.‛ Der aber sah <strong>de</strong>n Jungen nur verächtlich<br />
an und sagte: ‚Me<strong>in</strong> Sohn, entwe<strong>de</strong>r kann man so was o<strong>de</strong>r man<br />
kann es nicht; erlernen läßt sich das nicht.‛”<br />
„Das heißt also mit an<strong>de</strong>ren Worten,” entgegnete <strong>de</strong>r Dicke,<br />
halb belustigt, halb ärgerlich, „daß man entwe<strong>de</strong>r als guter Patrouillenführer<br />
auf die Welt gekommen se<strong>in</strong> muß o<strong>de</strong>r es sonst<br />
nie und nimmer wer<strong>de</strong>n kann. Mag se<strong>in</strong>, daß du recht hast, möglich<br />
aber auch, daß du dich irrst.”<br />
Gera<strong>de</strong> weil <strong>de</strong>r Dicke es mit se<strong>in</strong>em Dienst so gewissenhaft<br />
nahm, und weil er sehr ehrgeizig war, ohne <strong>de</strong>swegen im schlechten<br />
145