Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de
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Male geblasen war, stand das Regiment zu Abmarsch bereit,<br />
und <strong>de</strong>r Herr Oberst hielt mit se<strong>in</strong>er Anerkennung auch nicht<br />
zurück.<br />
Aber wenn mancher bei diesen Worten glaubte, <strong>de</strong>r Zweck<br />
<strong>de</strong>r Übung sei mit <strong>de</strong>m Antreten erfüllt, und nun könnten alle<br />
wie<strong>de</strong>r zu Bett gehen und weiterschlafen, dann irrte er sich. Das<br />
Kommando zum Abmarsch erfolgte. Es g<strong>in</strong>g h<strong>in</strong>aus <strong>in</strong> die Nacht;<br />
niemand wußte woh<strong>in</strong>.<br />
Auf <strong>de</strong>m großen Exerzierplatz wur<strong>de</strong> halt gemacht. Dort<br />
erst teilte <strong>de</strong>r Komman<strong>de</strong>ur se<strong>in</strong>en Offizieren das Nähere mit.<br />
Der Alarm war auf telegraphischen Befehl <strong>de</strong>r Briga<strong>de</strong> erfolgt;<br />
das an<strong>de</strong>re zur Briga<strong>de</strong> gehörige Regiment war ebenfalls alarmiert<br />
und befand sich im Vormarsch. Wie weit <strong>de</strong>r Gegner bereits<br />
gelangt war, und wo er sich augenblicklich aufhielt, das wußte<br />
man nicht. Es galt jetzt, <strong>de</strong>m Fe<strong>in</strong>d entgegenzurücken und so<br />
bald wie nur möglich e<strong>in</strong> weiteres Vorgehen zu verh<strong>in</strong><strong>de</strong>rn.<br />
Der Vormarsch sollte mit <strong>de</strong>r größten Geschw<strong>in</strong>digkeit, aber<br />
auch mit <strong>de</strong>r größten Ruhe erfolgen. Je<strong>de</strong>s Sprechen, S<strong>in</strong>gen<br />
und Lachen war streng verboten.<br />
Nach e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Viertelstun<strong>de</strong> g<strong>in</strong>g es weiter. Auf <strong>de</strong>r<br />
Landstraße zog das Regiment <strong>in</strong> langer stummer Marschkolonne<br />
dah<strong>in</strong>. Man hörte nichts wie die Schritte <strong>de</strong>r Leute, zuweilen<br />
das Klappern e<strong>in</strong>es Kochgeschirrs, das nicht ganz fest aufgeschnallt<br />
war, und das Schnaufen <strong>de</strong>r Pfer<strong>de</strong>.<br />
Es war e<strong>in</strong>e schöne Sommernacht, lau und mild. So ließ<br />
es sich <strong>de</strong>nn flott marschieren, und das Tempo war ziemlich scharf.<br />
Mehr als zwei Stun<strong>de</strong>n war man vorwärts geeilt. Da erfolgte<br />
leise das Kommando: „Halt — Gewehr ab!” Die vorgeschickten<br />
Radfahrer waren ansche<strong>in</strong>end mit e<strong>in</strong>er wichtigen Meldung<br />
zurückgekommen. Der Oberst hatte die berittenen Offiziere nach<br />
vorn befohlen und hielt mit ihnen e<strong>in</strong>e Besprechung ab.<br />
Dann kam wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Befehl zum Antreten und nach e<strong>in</strong>er<br />
halben Stun<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>r e<strong>in</strong> „Halt!”<br />
Die Meldungen über <strong>de</strong>n Fe<strong>in</strong>d waren <strong>in</strong>zwischen zahlreicher<br />
und vor allen D<strong>in</strong>gen genauer e<strong>in</strong>gelaufen; so konnte <strong>de</strong>r Komman<strong>de</strong>ur<br />
se<strong>in</strong>e Befehle erteilen. Zwei Bataillone marschierten<br />
auf <strong>de</strong>r Landstraße weiter, das dritte wur<strong>de</strong> nach l<strong>in</strong>ks abgeschickt,<br />
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