Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de
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Aber da er nun doch e<strong>in</strong>mal schlief, gönnten sie ihm die Ruhe,<br />
bis es Zeit wur<strong>de</strong>, zum Dienst zu gehen.<br />
Am Abend war man natürlich auch mit <strong>de</strong>m Geburtstagsk<strong>in</strong>d<br />
zusammen. Man hatte beschlossen, ihn zu e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Bowle<br />
e<strong>in</strong>zula<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nn am Mittag irgend etwas an<strong>de</strong>res zu tr<strong>in</strong>ken als<br />
Wasser, hatten sie sich im Laufe <strong>de</strong>r Zeit alle abgewöhnt. So sehr<br />
e<strong>in</strong> Glas Bier auch im ersten Augenblick erfrischte, die Ermüdung<br />
kam h<strong>in</strong>terher und machte dann für <strong>de</strong>n Nachmittagsdienst schläfrig.<br />
Des Abends aber wur<strong>de</strong> meistens e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Glas Bier o<strong>de</strong>r e<strong>in</strong>e<br />
Karaffe Landwe<strong>in</strong> getrunken, wenngleich sich auch dann e<strong>in</strong>ige<br />
vom Alkohol ganz fernhielten.<br />
Gegen die Zumutung, sich e<strong>in</strong>la<strong>de</strong>n zu lassen, protestierte <strong>de</strong>r<br />
Dicke aber energisch: „Das gibt es nicht, me<strong>in</strong>e Herrschaften.<br />
Ihr habt euch heute me<strong>in</strong>etwegen schon <strong>in</strong> solche Unkosten gestürzt,<br />
daß ihr verdient, unter Kuratel gestellt und öffentlich als Verschwen<strong>de</strong>r<br />
erklärt zu wer<strong>de</strong>n, wenn ihr noch weiter <strong>in</strong> euren<br />
Geldbeutel greift. Me<strong>in</strong> alter Herr muß schon so etwas geahnt<br />
haben, <strong>de</strong>nn er hat mir e<strong>in</strong> blankes Goldstück extra geschickt, damit<br />
ich <strong>de</strong>n Tag mit euch zusammen feiern kann. Heute mittag habt<br />
ihr mich beschämt, nun wer<strong>de</strong> ich das gleiche tun und la<strong>de</strong> euch alle<br />
hiermit zu Gast.”<br />
Der Studiosus, <strong>de</strong>m, wie er behauptete, auf diesem Gebiet<br />
die größten Erfahrungen zur Seite stan<strong>de</strong>n, bat darum, ihm die<br />
Mischung <strong>de</strong>r Bowle zu überlassen, aber dagegen protestierten<br />
die an<strong>de</strong>ren. Sie wollten sich heute amüsieren und fröhlich se<strong>in</strong>,<br />
aber ke<strong>in</strong>e Kopfschmerzen bekommen. Sie fürchteten nicht mit<br />
Unrecht, daß <strong>de</strong>r Studiosus die Bowle etwas zu kräftig ansetzen<br />
wür<strong>de</strong>.<br />
Der fühlte sich gekränkt, daß man ihn als „Braumeister”<br />
nicht anerkennen wolle, und erklärte, das for<strong>de</strong>re blutige Genugtuung.<br />
Er erklärte die leichte Bowle, die wenig später erschien,<br />
für e<strong>in</strong> harmloses K<strong>in</strong><strong>de</strong>rgetränk, das e<strong>in</strong>es <strong>de</strong>utschen Mannes<br />
unwürdig sei, aber er ließ sie sich trotz<strong>de</strong>m ausgezeichnet schmecken<br />
und trank am meisten von allen.<br />
Und am nächsten Morgen war er sehr glücklich, daß die Mischung<br />
so leicht gewesen war. „Ich weiß nicht, ich hatte gestern großen<br />
Durst. Wenn ich die Bowle gemacht hätte, dann hätte ich jetzt<br />
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