Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de
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gerückt war, verließen alle stumm und bewegt das Gotteshaus.<br />
Im strammen Marsch g<strong>in</strong>g es wie<strong>de</strong>r zur Kaserne. Dort<br />
wur<strong>de</strong> die wirkliche Vereidigung vorgenommen. Die Rekruten<br />
e<strong>in</strong>es je<strong>de</strong>n Bataillons sammelten sich um ihre Fahne und <strong>de</strong>r Adjutant<br />
sprach <strong>de</strong>n Angehörigen <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Konfessionen<br />
und <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen preußischen Kont<strong>in</strong>gente mit lauter Stimme<br />
<strong>de</strong>n Fahneneid vor. Während die Leute ihre l<strong>in</strong>ke Hand auf die<br />
Fahne legten und die F<strong>in</strong>ger <strong>de</strong>r rechten Hand zum Schwur <strong>in</strong><br />
die Höhe hoben, sprachen sie die Worte nach: „Ich schwöre Se<strong>in</strong>er<br />
Majestät me<strong>in</strong>em allergnädigsten Kaiser bei Gott e<strong>in</strong>en leiblichen<br />
Eid, daß ich Allerhöchst<strong>de</strong>mselben <strong>in</strong> allen und je<strong>de</strong>n Vorfällen,<br />
bei Tag und bei Nacht, <strong>in</strong> Kriegs- und <strong>in</strong> Frie<strong>de</strong>nszeiten, zu Wasser<br />
und zu Lan<strong>de</strong> und an welchem Ort es auch immer sei, treu und<br />
redlich dienen, Gutes und Rechtes för<strong>de</strong>rn, Scha<strong>de</strong>n und Nachteil<br />
aber abwen<strong>de</strong>n und mich stets so betragen will, wie es e<strong>in</strong>em<br />
pflichtlieben<strong>de</strong>n, rechtschaffenen und unverzagten Soldaten eignet<br />
und gebührt. So wahr mir Gott helfe! Amen.”<br />
Wer geschworen hatte, trat zurück, um an<strong>de</strong>ren Platz zu machen,<br />
bis auch <strong>de</strong>r letzte vereidigt war. Dann mel<strong>de</strong>ten die Adjutanten,<br />
daß die Vereidigung been<strong>de</strong>t sei. Die Leute formierten sich wie<strong>de</strong>r<br />
kompanieweise, und nun ergriff <strong>de</strong>r Herr Oberst das Wort, um<br />
se<strong>in</strong>e Mannschaften nochmals auf die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s soeben geleisteten<br />
Ei<strong>de</strong>s h<strong>in</strong>zuweisen.<br />
„Ihr habt geschworen,” sprach er zu ihnen mit lauter Stimme,<br />
„treu und redlich zu dienen. Ich weiß, daß ihr alle die beste Absicht<br />
habt, euren Schwur treu zu erfüllen, aber es kann doch e<strong>in</strong>mal die<br />
Stun<strong>de</strong> kommen, <strong>in</strong> <strong>de</strong>r die Versuchung an euch herantritt <strong>in</strong> <strong>de</strong>r<br />
eure Kräfte zu erlahmen drohen, o<strong>de</strong>r <strong>in</strong> <strong>de</strong>r ihr glaubt, nicht das<br />
leisten zu können, was von euch verlangt wird. Dann müßt ihr<br />
aufsehen zu euren Vorgesetzten, die stets bemüht s<strong>in</strong>d, euch <strong>in</strong><br />
je<strong>de</strong>r H<strong>in</strong>sicht e<strong>in</strong> Beispiel treuester Pflichterfüllung zu se<strong>in</strong>.<br />
Das beste Beispiel könnt und müßt ihr euch aber an eurem Kaiser<br />
nehmen, <strong>de</strong>m ihr soeben die Treue gelobt habt. Ihr wißt, wie er<br />
die Armee liebt, wie er ihr das ganze Interesse schenkt, wie er<br />
bei <strong>de</strong>n großen Manövern o<strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>n großen Übungen vom<br />
frühen Morgen bis zum späten Abend im Sattel sitzt, dabei je<strong>de</strong><br />
Bewegung se<strong>in</strong>er Truppen verfolgt, wie er ke<strong>in</strong>e Müdigkeit<br />
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