Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de
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sich, und was das alles ist, das lernten Fritz und Karl kennen, als<br />
zum ersten Male <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Kompanie e<strong>in</strong> Übungsmarsch mit feldmarschmäßigem<br />
Gepäck gemacht wur<strong>de</strong>. Sie hatten zuerst gar<br />
nicht geglaubt, daß so viel Sachen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Tornister h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>gehen:<br />
Rock, Hose, Stiefel, Putzzeug, Hemd und Unterhose, die Holzher<strong>in</strong>ge<br />
für die Zeltbahnen, die auf <strong>de</strong>n Tornister aufgeschnallt wer<strong>de</strong>n, die<br />
Feldmütze und viele an<strong>de</strong>re Kle<strong>in</strong>igkeiten. Aber die Putzkamera<strong>de</strong>n<br />
zeigten ihnen, wie man <strong>de</strong>n Affen packen muß. Als sie dann am<br />
Morgen <strong>de</strong>s Übungstages das Gewicht auf die Schulter nahmen,<br />
da sahen sich bei<strong>de</strong> erstaunt an. Sie hatten am Tag vorher geglaubt,<br />
sie wür<strong>de</strong>n das alles überhaupt nicht tragen können; nun aber<br />
fühlten sie nach ihrer Me<strong>in</strong>ung die Last kaum. Aber das war<br />
weniger ihr Verdienst als das <strong>de</strong>r Vorgesetzten, die sie durch das<br />
Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g systematisch an e<strong>in</strong> immer größeres Gewicht gewöhnt<br />
hatten.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs ganz so leicht, wie <strong>de</strong>r Tornister ihnen im ersten<br />
Augenblick erschienen war, blieb er auf die Dauer doch nicht;<br />
das merkten sie, als sie nun auf <strong>de</strong>r Straße dah<strong>in</strong>marschierten. Es<br />
war e<strong>in</strong> schöner klarer W<strong>in</strong>tertag. Die Temperatur hatte zwei<br />
Grad Kälte; die Straßen waren trocken, auf <strong>de</strong>n Fel<strong>de</strong>rn lag e<strong>in</strong>e<br />
weiße, leicht gefrorene Schnee<strong>de</strong>cke und die hübsche Landschaft,<br />
<strong>de</strong>r weite Ausblick, <strong>de</strong>n sie unterwegs genossen, ließen sie das<br />
Marschieren wirklich als e<strong>in</strong>e Lust empf<strong>in</strong><strong>de</strong>n. Es sollte heute nur<br />
marschiert wer<strong>de</strong>n, natürlich <strong>in</strong> beschei<strong>de</strong>nen Grenzen, wie es<br />
für e<strong>in</strong>e junge Truppe, die noch nicht an Strapazen gewöhnt ist,<br />
angebracht erschien; nur zwanzig Kilometer und auch diese mit<br />
verschie<strong>de</strong>nen Rastpausen, <strong>in</strong> <strong>de</strong>nen die Leute sich erholen konnten<br />
und Gelegenheit fan<strong>de</strong>n, ihren Anzug, wenn an <strong>de</strong>m irgend etwas<br />
drückte, wie<strong>de</strong>r <strong>in</strong> Ordnung zu br<strong>in</strong>gen. Zwanzig Kilometer waren<br />
kaum vier Stun<strong>de</strong>n Marsch. Wie oft waren Fritz und Karl während<br />
<strong>de</strong>r Schulferien mit <strong>de</strong>m vollen Rucksack auf <strong>de</strong>m Rücken noch viel<br />
weiter gelaufen und wie hätten sie je<strong>de</strong>n ausgelacht, <strong>de</strong>r ihnen die<br />
Behauptung entgegenstellte, sie wür<strong>de</strong>n nach e<strong>in</strong>em so kurzen<br />
Weg schon mü<strong>de</strong> se<strong>in</strong>!<br />
Was die Marschieren<strong>de</strong>n aber doch ermü<strong>de</strong>te, war das Gewicht<br />
<strong>de</strong>s Tornisters, <strong>de</strong>r schließlich von Kilometer zu Kilometer schwerer<br />
zu wer<strong>de</strong>n schien; beson<strong>de</strong>rs aber ermü<strong>de</strong>te sie die Innehaltung<br />
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