Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de
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is man endlich oben war; dann aber drückten wie<strong>de</strong>r die umgeschnallten<br />
Patronentaschen gegen <strong>de</strong>n Magen und bil<strong>de</strong>ten, da<br />
sie die Bewegungsfreiheit h<strong>in</strong><strong>de</strong>rten, e<strong>in</strong> außeror<strong>de</strong>ntlich unangenehmes<br />
H<strong>in</strong><strong>de</strong>rnis.<br />
Beson<strong>de</strong>rs für <strong>de</strong>n Dicken war die H<strong>in</strong><strong>de</strong>rnisbahn e<strong>in</strong> schweres<br />
Stück Arbeit. Auch heute h<strong>in</strong>g er zuerst wie e<strong>in</strong> Haufen Unglück<br />
an <strong>de</strong>r Wand, zog mit bei<strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n, strampelte mit <strong>de</strong>n Füßen<br />
und machte die drolligsten Bewegungen, aber weiter kam er nicht.<br />
„Na, da wollen wir <strong>de</strong>m <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen <strong>in</strong> Anerkennung se<strong>in</strong>er<br />
sonstigen Verdienste das Leben mal etwas erleichtern,” sagte <strong>de</strong>r<br />
Unteroffizier. Er ließ sich e<strong>in</strong> Fechtgewehr geben, stemmte das<br />
<strong>de</strong>m Dicken unter die Fußsohlen und schob nach. Das half;<br />
schon e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>ute später saß <strong>de</strong>r Dicke vergnügt oben.<br />
„Und nun will er wie<strong>de</strong>r 'runter, und nun kann er nicht,” neckte<br />
ihn <strong>de</strong>r Unteroffizier. Aber das ließ <strong>de</strong>r Dicke sich nicht zweimal<br />
sagen. Mit überraschen<strong>de</strong>r Geschw<strong>in</strong>digkeit warf er auch das l<strong>in</strong>ke<br />
Be<strong>in</strong> auf die an<strong>de</strong>re Seite und sprang von ganz oben mit e<strong>in</strong>em<br />
kühnen Satz h<strong>in</strong>unter.<br />
Das war e<strong>in</strong>e sehr brave Leistung. Se<strong>in</strong> Unteroffizier hielt<br />
mit <strong>de</strong>m Lob auch nicht zurück. „Alles was recht ist, <strong>E<strong>in</strong></strong>jähriger,<br />
das haben Sie gut gemacht, sehr gut sogar!” sagte er. „Von <strong>de</strong>r<br />
Elastizität, die Sie trotz Ihrer unvorschriftsmäßigen Korpulenz<br />
<strong>in</strong> <strong>de</strong>n Glie<strong>de</strong>rn haben, könnten Sie manchem an<strong>de</strong>ren etwas<br />
abgeben. Lei<strong>de</strong>r aber hat das, was Sie gemacht haben, e<strong>in</strong>en<br />
kle<strong>in</strong>en Fehler; es war völlig unvorschriftsmäßig, und lieber was<br />
Schlechtes, aber Vorschriftsmäßiges, als was Umgekehrtes. Das<br />
gibt es nicht, und darum, <strong>E<strong>in</strong></strong>jährig-Freiwilliger, wollen wir die<br />
Sache nochmals machen.”<br />
Der Dicke sah <strong>de</strong>n Unteroffizier ganz erschrocken an. „Ich<br />
soll —”<br />
„Natürlich sollen Sie,” antwortete <strong>de</strong>r lustig, „Sie müssen<br />
sogar. Na, nur Mut, wir wer<strong>de</strong>n auch dieses Mal h<strong>in</strong>aufkommen.”<br />
Der Dicke schwitzte schon jetzt nicht schlecht, aber was half das<br />
alles?<br />
So g<strong>in</strong>g er <strong>de</strong>nn wie<strong>de</strong>r auf die bei<strong>de</strong>n Leute zu, die schon<br />
h<strong>in</strong>gekniet waren, um ihn hochzuheben, und e<strong>in</strong>e Sekun<strong>de</strong> später<br />
schnellte er wie e<strong>in</strong> Fe<strong>de</strong>rball <strong>in</strong> die Höhe. Die Soldaten hatten<br />
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