29.10.2013 Aufrufe

Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de

Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de

Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

tragen. Und alles, was wir an Gefühlen <strong>de</strong>r Dankbarkeit und<br />

Verehrung für unseren Herrn Instruktionsoffizier auf <strong>de</strong>m Herzen<br />

haben, das fassen wir zusammen <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Ruf: Herr Leutnant von<br />

Dohlen, er lebe — hurra, hurra, hurra!”<br />

Der dicke Schmidt hatte sich ans Klavier gesetzt und spielte<br />

e<strong>in</strong>en Tusch, und als er im Anschluß daran zu <strong>de</strong>m Para<strong>de</strong>marsch<br />

<strong>de</strong>s Regiments überg<strong>in</strong>g, <strong>de</strong>filierten die <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen, die an Stelle<br />

<strong>de</strong>s Gewehrs je e<strong>in</strong> Billardqueue auf die l<strong>in</strong>ke Schulter genommen<br />

hatten, mit „Augen rechts” an ihrem Lehrer vorbei.<br />

Mutter Krause machte am nächsten Morgen e<strong>in</strong> etwas böses<br />

Gesicht, als sie ihren Schutzbefohlenen <strong>de</strong>n Kaffee brachte. Es<br />

sei gestern recht spät gewesen, als sie bei<strong>de</strong> nach Hause kamen,<br />

und allzu leise hätten sie sich auch nicht benommen. Aber allzu<br />

ernsthaft me<strong>in</strong>te sie es mit <strong>de</strong>m Schelten nicht; sie wollte Fritz<br />

und Karl nur dadurch ermahnen, e<strong>in</strong> an<strong>de</strong>res Mal leiser zu se<strong>in</strong>,<br />

<strong>de</strong>nn nun gab es ja andauern<strong>de</strong>n Urlaub, und die bei<strong>de</strong>n wür<strong>de</strong>n<br />

jetzt wohl öfter später als um neun Uhr nach Haus kommen.<br />

Wirklich böse war Mutter Krause nur darüber, daß Fritz und<br />

Karl nicht gleich nach <strong>de</strong>r Besichtigung, wenn auch nur für e<strong>in</strong><br />

paar M<strong>in</strong>uten, zu ihr gekommen waren, um zu berichten, wie alles<br />

verlaufen sei. „So ist die Jugend nun,” schalt sie. „Wenn sie <strong>in</strong><br />

Not und Sorge ist, dann schüttet sie <strong>de</strong>m Alter ihr Herz aus und<br />

sucht da Rat und Hilfe. Ist aber alles gut gegangen, dann heidi,<br />

me<strong>in</strong> Vaterland, dann s<strong>in</strong>d wir vergessen, dann kümmert sich ke<strong>in</strong><br />

Mensch um uns!”<br />

Aber sie war schnell wie<strong>de</strong>r versöhnt, als Fritz und Karl ihr<br />

jetzt ausführlich Bericht erstatteten. „Na, nun geht das Soldatenleben<br />

erst richtig für Sie los,” me<strong>in</strong>te sie dann. „Was bisher war,<br />

das war gewissermaßen die Schule; aber nun beg<strong>in</strong>nt erst <strong>de</strong>r<br />

Ernst <strong>de</strong>s militärischen Dase<strong>in</strong>s.”<br />

Doch vorläufig wur<strong>de</strong> es mit <strong>de</strong>m Ernst noch nicht allzu viel.<br />

Der Besichtigung <strong>de</strong>r <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen folgte <strong>in</strong> <strong>de</strong>n nächsten Tagen<br />

die <strong>de</strong>r Rekruten, dann wur<strong>de</strong>n die Kompanien rangiert. <strong>E<strong>in</strong></strong><br />

je<strong>de</strong>r bekam dabei se<strong>in</strong>en festen Platz angewiesen, <strong>de</strong>r sich nach<br />

se<strong>in</strong>er Körpergröße richtete. Aber <strong>de</strong>r Dienst wur<strong>de</strong> <strong>in</strong> diesen<br />

Tagen nicht allzu stramm genommen, <strong>de</strong>nn Kaisers Geburtstag<br />

stand bevor.<br />

84

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!