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Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de

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er: „Versuchen können wir es ja spaßeshalber e<strong>in</strong>mal. Also,<br />

<strong>E<strong>in</strong></strong>jähriger, wenn Sie Mut haben, dann schießen Sie e<strong>in</strong>mal<br />

Vierzehn rechts, das heißt also, <strong>de</strong>n R<strong>in</strong>g mit <strong>de</strong>r Zahl vierzehn<br />

auf <strong>de</strong>r rechten Seite <strong>de</strong>r Scheibe.”<br />

Gleich darauf drückte Bellmann das Gewehr ab.<br />

„Nun,” fragte <strong>de</strong>r Major, „was ist es gewor<strong>de</strong>n?”<br />

„Was es wer<strong>de</strong>n sollte, Vierzehn rechts.”<br />

Und gleich darauf zeigten die Anzeiger auch wirklich Vierzehn<br />

rechts an.<br />

„Schießen Sie mal vorbei, wenn Sie das auch können,” rief<br />

e<strong>in</strong> Leutnant übermütig.<br />

Bellmann schoß; die Kugel flog über <strong>de</strong>n rechten äußeren<br />

Scheibenrand h<strong>in</strong>weg, und <strong>de</strong>utlich sahen alle, wie das Geschoß<br />

e<strong>in</strong>en Teil <strong>de</strong>s Holzrahmens mit fortriß, auf <strong>de</strong>m die Scheibe<br />

aufgeklebt war.<br />

„Mann, warum s<strong>in</strong>d Sie nicht Kunstschütze gewor<strong>de</strong>n?”<br />

fragte ihn e<strong>in</strong> Hauptmann, und <strong>de</strong>r Adjutant me<strong>in</strong>te: „Wie Raffael<br />

bekanntlich auch ohne Arme e<strong>in</strong> großer Maler gewor<strong>de</strong>n wäre,<br />

so wür<strong>de</strong> <strong>de</strong>r <strong>E<strong>in</strong></strong>jährige wohl auch dann mit je<strong>de</strong>m Schuß etwas<br />

treffen, wenn er gar ke<strong>in</strong> Gewehr hätte.”<br />

„Versuchen Sie das mal, <strong>E<strong>in</strong></strong>jähriger,” neckte ihn e<strong>in</strong> Leutnant.<br />

Alle lachten. Das Kunststück, ohne Gewehr etwas zu treffen,<br />

brachte natürlich selbst Bellmann nicht fertig, aber was er treffen<br />

sollte, traf er auch mit fast erschrecken<strong>de</strong>r Sicherheit, und <strong>de</strong>r<br />

Hauptmann gewann se<strong>in</strong>e Bowle.<br />

„Daß Sie da mittr<strong>in</strong>ken, ist selbstverständlich, <strong>E<strong>in</strong></strong>jähriger.<br />

Wir essen mittags um halb zwei im Kas<strong>in</strong>o. Ich erwarte Sie also<br />

morgen zu Tisch.”<br />

Das war das erste Mal, daß e<strong>in</strong> <strong>E<strong>in</strong></strong>jähriger <strong>in</strong> das Offizierskas<strong>in</strong>o<br />

gela<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>; daher fühlte er sich zuerst etwas verlegen,<br />

als er am nächsten Mittag das Kas<strong>in</strong>o betrat und dort allen Offizieren<br />

und Fähnrichen vorgestellt wur<strong>de</strong>. Natürlich durfte er da<br />

<strong>de</strong>n Herren ke<strong>in</strong>e Verbeugung machen, son<strong>de</strong>rn mußte immer<br />

von neuem e<strong>in</strong>e stramme Haltung e<strong>in</strong>nehmen. Aber se<strong>in</strong>e Scheu<br />

wich sehr schnell, <strong>de</strong>nn je<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Offiziere hatte e<strong>in</strong> liebenswürdiges<br />

Wort für ihn. Als er dann bei Tisch neben se<strong>in</strong>em Hauptmann<br />

und <strong>de</strong>m Leutnant von Dohlen saß und sich beson<strong>de</strong>rs mit <strong>de</strong>m<br />

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