Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de
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„Aber auf je<strong>de</strong>n Fall nicht me<strong>in</strong>etwegen — und wenn trotz<strong>de</strong>m,<br />
dann b<strong>in</strong> ich <strong>de</strong>r Spen<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>nn ich möchte Sie ke<strong>in</strong>eswegs zu<br />
Unkosten verleiten.”<br />
So sehr sich auch alle freuten, <strong>de</strong>n Offizier <strong>in</strong> ihrer Mitte zu<br />
sehen, so herrschte <strong>de</strong>nnoch zuerst e<strong>in</strong>e etwas verlegene Stimmung;<br />
er war und blieb doch immer <strong>de</strong>r Vorgesetzte. Aber <strong>de</strong>r Leutnant tat,<br />
als bemerke er es gar nicht, daß die Unterhaltung etwas <strong>in</strong>s Stocken<br />
geriet; er gab sich ganz frei und ungezwungen, war nur <strong>de</strong>r<br />
liebenswürdige Gesellschafter, und so wich die Scheu und die<br />
Zurückhaltung dann sehr schnell. Man trank ihm zu, man stieß<br />
mit ihm an, und wenn Leutnant von Dohlen mit se<strong>in</strong>em Ersche<strong>in</strong>en<br />
bezweckt hatte, <strong>de</strong>n <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen zu beweisen, daß er nicht nur e<strong>in</strong><br />
dienstliches, son<strong>de</strong>rn auch e<strong>in</strong> re<strong>in</strong> menschliches Interesse an ihnen<br />
nahm, so erreichte er dies vollständig. Als e<strong>in</strong>en fe<strong>in</strong>en Offizier<br />
kannten ihn alle ja schon lange; jetzt lernten sie auch se<strong>in</strong>e menschlichen<br />
Tugen<strong>de</strong>n schätzen, und manches kluge, gute Wort, das er<br />
zu <strong>de</strong>n jungen Leuten sprach, prägte sich ihnen fest e<strong>in</strong>.<br />
Erst als er nach etwa zwei Stun<strong>de</strong>n aufbrechen wollte, fiel<br />
ihnen e<strong>in</strong>, daß bisher noch ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziger daran gedacht hatte, e<strong>in</strong><br />
Hoch auf ihn auszubr<strong>in</strong>gen, und dabei verdankten sie ihm doch<br />
so vieles.<br />
<strong>E<strong>in</strong></strong>er stieß <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren an, wer sollte re<strong>de</strong>n?<br />
Da erhob sich Karl von neuem und knüpfte <strong>in</strong> humoristischer<br />
Weise an die Worte an, die er zuvor gesprochen hatte, daß es solche<br />
<strong>E<strong>in</strong></strong>jährige, wie sie es seien, noch nie gegeben habe und auch<br />
nie wie<strong>de</strong>r geben wür<strong>de</strong>. Das sei e<strong>in</strong>e Tatsache, die durch ke<strong>in</strong><br />
noch so energisches Kopfschütteln <strong>de</strong>s Herrn Leutnant von Dohlen<br />
aus <strong>de</strong>r Welt zu schaffen sei. Wenn dieser se<strong>in</strong>en Kopf schüttle,<br />
so geschehe das nur <strong>de</strong>shalb, weil er sicher voraussehe, daß er jetzt<br />
<strong>de</strong>n Dank dafür ernten solle, diese Musterknaben groß gezogen<br />
zu haben, und daß er sich mit se<strong>in</strong>er Beschei<strong>de</strong>nheit gegen diesen<br />
Dank auflehne.<br />
„Nichts<strong>de</strong>stoweniger aber,” schloß Karl jetzt se<strong>in</strong>e übermütige<br />
Re<strong>de</strong>, „danken wir <strong>de</strong>m Herrn Leutnant vielmals für alle Mühe,<br />
die er sich mit uns gegeben hat. Er war uns nicht nur e<strong>in</strong> Lehrer,<br />
son<strong>de</strong>rn auch e<strong>in</strong> Freund, und das wer<strong>de</strong>n wir ihm auch dann<br />
nicht vergessen, wenn wir nicht mehr die Schnüre <strong>de</strong>r Freiwilligen<br />
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