Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de
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dreihun<strong>de</strong>rt Meter geschätzt und mehr. Auch wollten die <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen<br />
es gar nicht glauben, wenn ihnen die richtige Zahl genannt wur<strong>de</strong>;<br />
aber dann hieß es „abschreiten”.<br />
Bei diesem Schätzen gab es manche harte Nuß zu knacken,<br />
aber <strong>de</strong>r Ehrgeiz wur<strong>de</strong> immer von neuem angespornt, <strong>de</strong>nn die<br />
besten Schätzer e<strong>in</strong>er Kompanie wer<strong>de</strong>n später bei <strong>de</strong>n Gefechten<br />
<strong>de</strong>m Zugführer o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Hauptmann als „Entfernungsschätzer”<br />
zugewiesen und haben dann die Aufgabe, mit <strong>de</strong>m Vorgesetzten<br />
zusammen die Entfernungen zu ermitteln. Das ist e<strong>in</strong> sehr verantwortungsvoller<br />
Posten, <strong>de</strong>nn wenn beim Scharfschießen auf<br />
<strong>de</strong>m Übungsplatz ke<strong>in</strong>e Treffer erzielt wer<strong>de</strong>n, so liegt das <strong>in</strong><br />
erster L<strong>in</strong>ie daran, daß auf Grund <strong>de</strong>r falschen Schätzung e<strong>in</strong><br />
falsches Visier genommen wor<strong>de</strong>n ist.<br />
Nach <strong>de</strong>m Schätzen wur<strong>de</strong> zum Schützendienst übergegangen.<br />
Auf das Kommando „Schwärmen” bil<strong>de</strong>te die bisher geschlossene<br />
Abteilung e<strong>in</strong>e dünne L<strong>in</strong>ie, wobei von e<strong>in</strong>em Mann zum an<strong>de</strong>ren<br />
immer e<strong>in</strong> bis zwei Schritte Zwischenraum vorhan<strong>de</strong>n se<strong>in</strong> mußte.<br />
Dann galt es, das Gelän<strong>de</strong> auszunützen, um sich <strong>de</strong>m (angenommenen)<br />
Gegner möglichst wenig zu zeigen und um gegen<br />
„Sicht und Schuß” ge<strong>de</strong>ckt zu se<strong>in</strong>. Da hieß es oft auf allen<br />
vieren kriechen und das Gewehr an <strong>de</strong>m Riemen im Mund<br />
tragen; da mußte e<strong>in</strong>e freie Stelle, <strong>in</strong> <strong>de</strong>r das Gelän<strong>de</strong> gar ke<strong>in</strong>en<br />
Schutz bot, im Marsch-Marsch durchlaufen wer<strong>de</strong>n, dann galt<br />
es wie<strong>de</strong>r, sich blitzschnell auf die Er<strong>de</strong> zu werfen, um Atem zu<br />
schöpfen, bis aufs neue das Kommando „Spruch — auf, marsch<br />
marsch” erfolgte.<br />
Gar mancher Schweißtropen floß da zur Er<strong>de</strong> und das<br />
schnelle H<strong>in</strong>werfen und Aufstehen war nicht je<strong>de</strong>rmanns Sache.<br />
Namentlich <strong>de</strong>r dicke Schmidt schalt im stillen nicht schlecht; ja<br />
e<strong>in</strong>mal blieb er sogar bei <strong>de</strong>m Kommando „zum Sprung” ruhig<br />
liegen.<br />
Erschrocken eilte <strong>de</strong>r Leutnant herbei, <strong>in</strong> <strong>de</strong>m Glauben, ihm<br />
sei e<strong>in</strong> Unglück zugestoßen, er habe sich <strong>de</strong>n Fuß verstaucht o<strong>de</strong>r<br />
etwas Ähnliches; aber auf se<strong>in</strong>e teilnehmen<strong>de</strong> Frage, was ihm<br />
fehle, erhielt er nur die Antwort: „Ich kann nicht mehr, Herr<br />
Leutnant.”<br />
Für e<strong>in</strong>en Augenblick wollte <strong>de</strong>r Offizier böse wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nn<br />
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