Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de
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In se<strong>in</strong>er Aufregung hatte Karl die an ihn ergangene Mahnung,<br />
laut zu antworten, zu genau befolgt, <strong>de</strong>nn er reif se<strong>in</strong> „Zu Befehl,<br />
Herr Oberst!” so stark, daß <strong>de</strong>r Komman<strong>de</strong>ur unwillkürlich e<strong>in</strong>en<br />
Schritt zurücktrat.<br />
„Na, ganz so laut brauchen Sie <strong>de</strong>nn doch nicht zu sprechen,<br />
noch b<strong>in</strong> ich nicht taub,” sagte er; aber als er dann Karls verlegenes<br />
Gesicht sah, fuhr er wohlwollend fort: „Sie brauchen <strong>de</strong>shalb<br />
nicht gleich zu verzagen, <strong>E<strong>in</strong></strong>jähriger. Überhaupt,” setzte er mit<br />
erhobener Stimme h<strong>in</strong>zu, so daß alle ihn hören mußten, „ich<br />
möchte Ihnen bei dieser Gelegenheit gleich e<strong>in</strong>es sagen: Es ist<br />
selbstverständlich Ihre Pflicht, je<strong>de</strong>n Ta<strong>de</strong>l, <strong>de</strong>n Sie sich zuziehen —<br />
und <strong>de</strong>r e<strong>in</strong>e o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Ta<strong>de</strong>l ist ja <strong>in</strong> <strong>de</strong>r ersten Zeit unvermeidlich<br />
— ich will sagen, ich erwarte von Ihrem Ehrgeiz, daß Sie<br />
sich je<strong>de</strong> Ermahnung zu Herzen nehmen und sich die größte Mühe<br />
geben, Ihre Fehler und Schwächen abzulegen. Auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren<br />
Seite aber dürfen Sie nicht gleich bei je<strong>de</strong>m strengen Wort <strong>de</strong>n<br />
Kopf s<strong>in</strong>ken lassen. Die Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s Dienstes, die Verantwortung,<br />
die auf <strong>de</strong>n Vorgesetzten ruht, <strong>de</strong>nen Ihre Ausbildung<br />
anvertraut ist, br<strong>in</strong>gen es mit sich, daß oft e<strong>in</strong> Wort fällt, das viel<br />
härter kl<strong>in</strong>gt, als es geme<strong>in</strong>t ist. Wenn Sie später erst Gefreite<br />
s<strong>in</strong>d — und das wer<strong>de</strong>n Sie hoffentlich alle wer<strong>de</strong>n — und wenn<br />
Sie dann junge Leute exerzieren, dann wer<strong>de</strong>n Sie selbst sehen,<br />
daß auch Sie oft im Diensteifer e<strong>in</strong> hartes Wort gebrauchen, ohne<br />
daß Sie sich etwas Böses dabei <strong>de</strong>nken. Deshalb dürfen Sie auch<br />
jetzt nicht immer gleich annehmen, daß man Ihnen mit e<strong>in</strong>em<br />
Ta<strong>de</strong>l zu nahe treten, Sie gar kränken o<strong>de</strong>r beleidigen will. Die<br />
Absicht liegt allen Ihren Vorgesetzten vollständig fern. <strong>E<strong>in</strong></strong>e gewisse<br />
Empf<strong>in</strong>dlichkeit also müssen Sie sich abgewöhnen; nur mit Glacéhandschuhen<br />
können wir ke<strong>in</strong>en Untergebenen anfassen, dafür ist<br />
es um <strong>de</strong>n Dienst e<strong>in</strong>e zu ernste Sache. Glauben Sie aber trotz<strong>de</strong>m<br />
e<strong>in</strong>mal Grund zu e<strong>in</strong>er Beschwer<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r Klage zu haben, so<br />
wen<strong>de</strong>n Sie sich an Ihre Vorgesetzten. Sie können versichert<br />
se<strong>in</strong>, daß dann, wenn Ihre Beschwer<strong>de</strong> begrün<strong>de</strong>t ist, auch Abhilfe<br />
geschaffen wird. Dafür bürge ich Ihnen mit me<strong>in</strong>er Person und<br />
me<strong>in</strong>em Wort!”<br />
Diese kurze Re<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Obersten übte auf alle die beste Wirkung<br />
aus. Mit e<strong>in</strong>em Male war <strong>de</strong>r Zusammenhang zwischen <strong>de</strong>n<br />
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