Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de
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überlassen, die Anzahl <strong>de</strong>r Wachen selbständig zu bestimmen.<br />
Während die an<strong>de</strong>ren Bataillonskomman<strong>de</strong>ure ihren <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen<br />
zwei Wachen vorschrieben, erklärte <strong>de</strong>r Komman<strong>de</strong>ur <strong>de</strong>s dritten<br />
Bataillons, sich mit e<strong>in</strong>er Wache zufrie<strong>de</strong>ngeben zu wollen, wenn<br />
da nichts vorkomme und bei <strong>de</strong>r Revision alles <strong>in</strong> Ordnung sei.<br />
Denn <strong>de</strong>r Wachtdienst muß noch strenger gehandhabt wer<strong>de</strong>n<br />
als je<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Dienst.<br />
Als letzte von allen ihren Kamera<strong>de</strong>n sollten Fritz und Karl<br />
e<strong>in</strong>es Tages auf Wache ziehen. Sie g<strong>in</strong>gen daher am Abend<br />
zuvor sehr früh schlafen, <strong>de</strong>nn <strong>in</strong> <strong>de</strong>r nächsten Nacht galt es, solange<br />
man Posten stand, die Augen offen zu halten. Wer sich da von<br />
<strong>de</strong>r Müdigkeit übermannen läßt und e<strong>in</strong>schläft, <strong>de</strong>r erhält e<strong>in</strong>e<br />
Arreststrafe von wenigstens vierzehn Tagen, und für <strong>de</strong>n <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen<br />
ist damit natürlich die Aussicht auf je<strong>de</strong>s Avancement<br />
been<strong>de</strong>t, <strong>de</strong>nn gänzliche Straflosigkeit ist die Grundbed<strong>in</strong>gung für<br />
die Beför<strong>de</strong>rung.<br />
Am an<strong>de</strong>ren Morgen verweilten Fritz und Karl etwas gar zu<br />
lange beim Frühstück, weil sie sich mit Eifer über die bevorstehen<strong>de</strong><br />
Aufgabe <strong>de</strong>s Tages unterhalten hatten. Sie erreichten die Kasernenstube<br />
gera<strong>de</strong> <strong>in</strong> <strong>de</strong>m Augenblick, als Sergeant Bülle das<br />
Zimmer betreten wollte, <strong>in</strong> <strong>de</strong>m bereits die an<strong>de</strong>ren Mannschaften<br />
se<strong>in</strong>er Abteilung zur Instruktion angetreten waren. „Na, kommen<br />
Sie auch noch, me<strong>in</strong>e Herren <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen,” schalt er, „das ist<br />
wirklich nett von Ihnen. Ich sage es ja immer, wenn man sonst<br />
nichts erlebt, an <strong>de</strong>n <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen erlebt man immer was, nur nichts<br />
Erfreuliches. Na, ich will dieses Mal noch das Auge <strong>de</strong>r christlichen<br />
Nächstenliebe zudrücken und nichts davon gesehen haben, daß Sie<br />
e<strong>in</strong>e halbe Ewigkeit, o<strong>de</strong>r wie lange es sonst ist, zu spät kommen.<br />
Aber wenn das noch e<strong>in</strong>mal vorkommt, dann passiert Ihnen<br />
was, das sage ich Ihnen. So, und nun stellen Sie sich auf Ihre<br />
Plätze und beweisen Sie mir durch Ihre Antworten, daß Sie was<br />
wissen.”<br />
Fritz und Karl wußten etwas und versöhnten dadurch sehr<br />
schnell <strong>de</strong>n gestrengen Sergeanten, <strong>de</strong>r es, wie je<strong>de</strong>smal, so auch<br />
heute mit se<strong>in</strong>em Schelten nicht allzu ernst geme<strong>in</strong>t hatte.<br />
„Wann darf <strong>de</strong>r Soldat als Posten von se<strong>in</strong>er Schußwaffe<br />
Gebrauch machen, <strong>E<strong>in</strong></strong>jähriger Erler?”<br />
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