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Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de

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„Länger nicht?” fragte die Mutter. „Na, dann muß ich dich<br />

<strong>in</strong> <strong>de</strong>r kurzen Zeit ja doppelt und dreifach verziehen.”<br />

„Aber füttere mich nicht zu sehr,” bat Fritz lustig, „<strong>de</strong>nn wenn<br />

ich dick und rund zurückkomme, schilt Sergeant Bülle, und was ich<br />

hier zunehme, muß ich auf <strong>de</strong>m Kasernenhof an Gewicht wie<strong>de</strong>r<br />

abnehmen.”<br />

<strong>E<strong>in</strong></strong> heimatliches Gefühl durchdrang Fritz, als er wenig später<br />

die elterliche Wohnung betrat und <strong>in</strong> se<strong>in</strong> Zimmer geführt wur<strong>de</strong>.<br />

Da war noch alles genau so, wie er es vor e<strong>in</strong>em Vierteljahr<br />

verlassen hatte. An alles hatte die Mutter gedacht; auf <strong>de</strong>m<br />

Nachttisch lag sogar e<strong>in</strong> Buch, damit er vor <strong>de</strong>m <strong>E<strong>in</strong></strong>schlafen noch<br />

etwas lesen könne. „Das liebst du doch so, Fritz.”<br />

„Das habe ich mir schon lange abgewöhnt, Mutter,” gab er zur<br />

Antwort. Dann erzählte er im Laufe <strong>de</strong>s Abends von se<strong>in</strong>em<br />

Leben und von se<strong>in</strong>em Dienst <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Garnison und ergänzte die<br />

Briefe, die er nach Haus geschickt hatte, durch ausführliche Schil<strong>de</strong>rungen.<br />

Der nächste Abend vere<strong>in</strong>te sie alle unter <strong>de</strong>m hellstrahlen<strong>de</strong>n<br />

Tannenbaume. Fritz wur<strong>de</strong> reichlich beschenkt und verteilte dann<br />

die kle<strong>in</strong>en Gaben, die er mitgebracht hatte.<br />

Zärtlich zog die Mutter ihren Sohn an sich und küßte ihn.<br />

„Es ist nur e<strong>in</strong> Glück, daß du bei uns bist. Wenn ich daran <strong>de</strong>nke,<br />

daß du vielleicht ke<strong>in</strong>en Urlaub hättest, und nun vielleicht gar <strong>in</strong><br />

<strong>de</strong>r Kaserne säßest —”<br />

„Euch müßte ich da ja entbehren,” sagte Fritz schnell, „und<br />

darunter hätte ich noch viel mehr gelitten, als ihr glaubt. Aber<br />

sonst wird <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Kaserne genau so Weihnachten gefeiert wie bei<br />

uns.” Er erzählte <strong>de</strong>n Eltern und <strong>de</strong>r Schwester, daß es auch<br />

dort für je<strong>de</strong> Kompanie e<strong>in</strong>en großen schönen Tannenbaum gebe,<br />

daß je<strong>de</strong>r Soldat se<strong>in</strong>en Wunschzettel e<strong>in</strong>reichen dürfe und daß<br />

alle Wünsche nach Maßgabe <strong>de</strong>r vorhan<strong>de</strong>nen Mittel erfüllt<br />

wür<strong>de</strong>n.<br />

Für alles, was er sagte, hatten die Se<strong>in</strong>igen Interesse und so<br />

kam Fritz gar nicht aus <strong>de</strong>m Erzählen heraus. Am liebsten hätte<br />

ihn die Mutter die ganzen Tage bei sich zu Hause behalten, aber<br />

dagegen protestierte Ellen, se<strong>in</strong>e Schwester. Die wollte sich mit<br />

ihrem hübschen Bru<strong>de</strong>r, wie sie ihn nannte, auf <strong>de</strong>r Straße zeigen,<br />

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