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Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de

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vier Zentimeter höher tragen als heute und wenn Sie sich e<strong>in</strong>e<br />

Haltung angewöhnt haben, daß je<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r Sie sieht, sofort weiß,<br />

aha, <strong>de</strong>r war Infanterist.”<br />

Als die <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen sich mittags im Kas<strong>in</strong>o zum Essen trafen,<br />

waren die meisten vom Dienst etwas mü<strong>de</strong> und angegriffen;<br />

namentlich <strong>de</strong>r Studiosus jur., <strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>r Ablegung se<strong>in</strong>er Dienstzeit<br />

bis zum letzten Term<strong>in</strong> gewartet hatte, um erst se<strong>in</strong>e Studien<br />

zu vollen<strong>de</strong>n, schalt nicht schlecht. „Das ist ja wirklich so, als hätte<br />

man se<strong>in</strong>e Glie<strong>de</strong>r nur, damit sie wehtun. Wenn das am ersten<br />

Tage schon so anfängt, kann das im Laufe <strong>de</strong>r Zeit ja noch nett<br />

wer<strong>de</strong>n. Dieser langsame Schritt ist e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong>e schau<strong>de</strong>rhafte<br />

Erf<strong>in</strong>dung. Wenn ich erst Oberpräsi<strong>de</strong>nt b<strong>in</strong>, wer<strong>de</strong> ich ihn sofort<br />

<strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Prov<strong>in</strong>z verbieten.”<br />

Der Herr Studiosus nahm es mit se<strong>in</strong>em Schelten, wie er sich<br />

selbst fest e<strong>in</strong>re<strong>de</strong>te, sehr ernsthaft, aber er erreichte<br />

trotz<strong>de</strong>m weiter nichts, als daß man ihn auslachte und neckte.<br />

Da ertönte aus <strong>de</strong>r Sofaecke her plötzlich e<strong>in</strong> lautes Schnarchen,<br />

so daß alle erschrocken zusammenfuhren. Der dicke Schmidt war<br />

e<strong>in</strong>geschlafen; mit offenem Mun<strong>de</strong> saß er da und sägte, wie man<br />

es so nennt, e<strong>in</strong>en Ast nach <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren durch.<br />

„Hat nicht zufällig jemand e<strong>in</strong>e Pfauenfe<strong>de</strong>r bei sich?” fragte<br />

e<strong>in</strong> Kamerad vom zweiten Bataillon. „K<strong>in</strong><strong>de</strong>r, wenn wir <strong>de</strong>n<br />

damit unter <strong>de</strong>r Nase kitzeln, dann gibt es e<strong>in</strong>en Nieser, daß die<br />

Er<strong>de</strong> zittert und <strong>de</strong>r Apparat <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Sternwarte e<strong>in</strong> Erdbeben<br />

anzeigt.” Suchend sah er sich um, ob er nicht irgendwo e<strong>in</strong> Marter<strong>in</strong>strument<br />

f<strong>in</strong><strong>de</strong>n könne. Aber e<strong>in</strong>ige an<strong>de</strong>re wi<strong>de</strong>rsprachen:<br />

„Herrschaften, laßt ihn doch schlafen! Er hat sich heute morgen<br />

gehörig anstrengen müssen; ihm fällt's doch noch schwerer als uns.”<br />

„Ach ja.” Gleichsam als Zustimmung zu diesen Worten <strong>de</strong>r<br />

Kamera<strong>de</strong>n kam <strong>de</strong>r Ausruf über die Lippen <strong>de</strong>s Dicken, <strong>de</strong>r sich<br />

nun reckte und streckte, sich aber dann aus se<strong>in</strong>er sitzen<strong>de</strong>n Stellung<br />

nur erhob, um es sich <strong>de</strong>r Länge nach auf <strong>de</strong>r Chaiselongue bequem<br />

zu machen. „K<strong>in</strong><strong>de</strong>r, tut mir <strong>de</strong>n e<strong>in</strong>zigen Gefallen und laßt<br />

mich hier e<strong>in</strong> paar Stun<strong>de</strong>n schlafen, und wenn <strong>de</strong>r Unteroffizier<br />

nach mir fragt, dann sagt, ich lasse ihm gute Nacht wünschen.” Gleich<br />

darauf verkün<strong>de</strong>ten tiefe Atemzüge, daß er fest e<strong>in</strong>geschlafen war.<br />

Die an<strong>de</strong>ren warfen e<strong>in</strong>en Blick auf die Uhr; es wur<strong>de</strong> Zeit,<br />

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