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Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de

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Je<strong>de</strong>r Soldat weiß, was es be<strong>de</strong>utet, wenn plötzlich <strong>de</strong>r Unteroffizier<br />

vom Dienst vorgerufen wird; viel Gutes kommt da meistens<br />

nicht, und daß auch Hansens Befürchtungen jetzt nur zu wahr<br />

gewesen waren, das zeigte sich, als <strong>de</strong>r Hauptmann sich nun von<br />

<strong>de</strong>m Sün<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>n Worten abwen<strong>de</strong>te: „Unteroffizier vom<br />

Dienst, führen Sie <strong>de</strong>n Musketier Hansen sogleich <strong>in</strong> Arrest ab;<br />

das weitere wird sich f<strong>in</strong><strong>de</strong>n.”<br />

„Zu Befehl, Herr Hauptmann.”<br />

Der Unteroffizier w<strong>in</strong>kte <strong>de</strong>m Mann nur mit <strong>de</strong>n Augen.<br />

Der trat dann vor, und e<strong>in</strong> wenig später wur<strong>de</strong> er über <strong>de</strong>n<br />

Kasernenhof nach <strong>de</strong>m neben <strong>de</strong>r Kaserne gelegenen Arrestlokal<br />

geführt. Unter <strong>de</strong>m Arm trug er se<strong>in</strong> Kommißbrot, <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Hand<br />

se<strong>in</strong>en Putzkasten, <strong>de</strong>nn das ist das e<strong>in</strong>zige, was e<strong>in</strong> Arrestant <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>e Zelle nehmen darf; wehe <strong>de</strong>m, <strong>de</strong>r irgendwelche verbotenen<br />

Gegenstän<strong>de</strong> e<strong>in</strong>zuführen versucht. Das Auge <strong>de</strong>s Arrestaufsehers<br />

ist scharf; so leicht entgeht ihm nichts.<br />

So wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>nn jetzt auch Hansen ganz genau daraufh<strong>in</strong> untersucht,<br />

ob er nicht irgend etwas Verbotenes bei sich führe; aber se<strong>in</strong>e<br />

Bestrafung war so schnell und für ihn selbst so überraschend gekommen,<br />

daß er gar ke<strong>in</strong>e Zeit gefun<strong>de</strong>n hatte, sich irgend etwas<br />

e<strong>in</strong>zustecken. Der Arrestant wur<strong>de</strong> dann gleich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Zelle<br />

geführt, <strong>de</strong>r ganze Ausstattung aus e<strong>in</strong>er hölzernen Pritsche<br />

und e<strong>in</strong>em ste<strong>in</strong>ernen Wasserkrug bestand. Dort hatte er nun<br />

Zeit, drei Tage lang bei Wasser und Brot darüber nachzu<strong>de</strong>nken,<br />

wie dumm und unklug es von ihm gewesen war, sich etwas haben<br />

zuschul<strong>de</strong>n kommen zu lassen. Zu spät erkannte er nun die Wahrheit<br />

<strong>de</strong>s uralten Wortes: „Wer an<strong>de</strong>ren e<strong>in</strong>e Grube gräbt, fällt selbst<br />

h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>.”<br />

Als er sich nach Verbüßung se<strong>in</strong>er Strafe wie<strong>de</strong>r bei Fritz<br />

mel<strong>de</strong>te, merkte dieser sehr bald, daß Hansen ansche<strong>in</strong>end die feste<br />

Absicht hatte, sich zu bessern. Aber es blieb <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Hauptsache<br />

beim guten Willen, und das bereitete Fritz noch oft manchen<br />

Ärger und Verdruß.<br />

<strong>E<strong>in</strong></strong> Ersatz war es, daß Fritz an <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Leuten se<strong>in</strong>er<br />

Korporalschaft manche Freu<strong>de</strong> erlebte. Die meisten Soldaten<br />

s<strong>in</strong>d eben doch von e<strong>in</strong>em guten Geist beseelt; wirklich bösartige<br />

Elemente s<strong>in</strong>d nur <strong>in</strong> verschw<strong>in</strong><strong>de</strong>nd ger<strong>in</strong>ger Anzahl vorhan<strong>de</strong>n.<br />

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