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Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de

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<strong>de</strong>r Herr Oberst, <strong>de</strong>n gezogenen Säbel <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Rechten, h<strong>in</strong>ter ihm die<br />

Fahnen <strong>de</strong>s Regiments, von <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n jüngsten Leutnants begleitet,<br />

dann das Regiment selbst, mehr als zwölfhun<strong>de</strong>rt Mann, die da mit<br />

e<strong>in</strong>em Male gleichzeitig im strammen Tritt anmarschiert kamen.<br />

Mittags gegen zwölf Uhr trat man <strong>de</strong>n Rückmarsch an, und<br />

je<strong>de</strong>smal entbrannte dann von neuem <strong>de</strong>r Streit darüber, wer<br />

h<strong>in</strong>ter <strong>de</strong>r Musik marschieren dürfe. Das war zwar durch<br />

Regimentsbefehl genau geregelt, aber man hoffte trotz<strong>de</strong>m immer<br />

noch irgendwie e<strong>in</strong>e Än<strong>de</strong>rung herbeiführen zu können. Denn<br />

die vor<strong>de</strong>rste Kompanie war zugleich die Fahnenkompanie, und<br />

dieser anzugehören gilt als e<strong>in</strong>e große Ehre.<br />

Wenn es am Morgen auch stramm zug<strong>in</strong>g, so boten die Nachmittage<br />

dafür <strong>de</strong>sto mehr Bequemlichkeiten. Appelle fan<strong>de</strong>n<br />

regelmäßig statt, h<strong>in</strong> und wie<strong>de</strong>r auch e<strong>in</strong>mal Instruktionsstun<strong>de</strong>,<br />

Exerzieren aber fast gar nicht: nur wenn e<strong>in</strong> Mann mal gebummelt<br />

hatte, mußte er zum Strafexerzieren antreten. Aber<br />

das kam schon <strong>de</strong>shalb sehr selten vor, weil man <strong>de</strong>n bei je<strong>de</strong>m<br />

Dienst neugierig herumstehen<strong>de</strong>n Zivilisten es nicht zeigen wollte,<br />

daß und wie e<strong>in</strong> Soldat bestraft wur<strong>de</strong>. Lieber schickte man e<strong>in</strong>en<br />

solchen Sün<strong>de</strong>r dann auf „Nachtposten”. Selbstverständlich<br />

hatte <strong>de</strong>r Betreffen<strong>de</strong> nicht die ganze Nacht h<strong>in</strong>durch Posten zu<br />

stehen, son<strong>de</strong>rn nur alle vier Stun<strong>de</strong>n; aber trotz<strong>de</strong>m war das Strafe<br />

genug, <strong>de</strong>nn er durfte sich, wenn die Wache e<strong>in</strong>g<strong>in</strong>g, nicht schlafen<br />

legen, son<strong>de</strong>rn mußte gleich mit zum Exerzieren ausrücken.<br />

„Das zieht nie<strong>de</strong>rträchtig auf die Knochen,” wie die Soldaten<br />

es nennen, aber bei e<strong>in</strong>er so großen Armee wie <strong>de</strong>r unserigen, die<br />

sich aus zahllosen verschie<strong>de</strong>nen Charakteren zusammensetzt, ist<br />

mit Güte alle<strong>in</strong> nicht immer auszukommen.<br />

Die Nachmittage waren so gut wie dienstfrei; die <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen<br />

fan<strong>de</strong>n daher Zeit zu Spaziergängen und zum Herumbummeln<br />

<strong>in</strong> <strong>de</strong>r Stadt. Natürlich traten sie auch <strong>in</strong> nähere Fühlung mit <strong>de</strong>n<br />

<strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen <strong>de</strong>s Schwesterregiments; auch diese waren alle gleich<br />

ihnen bereits zu Unteroffizieren beför<strong>de</strong>rt wor<strong>de</strong>n. Man tauschte<br />

Besuche aus, lud sich gegenseitig e<strong>in</strong> und unternahm auch manchen<br />

geme<strong>in</strong>samen Ausflug.<br />

Dann kam die Regimentsbesichtigung. Wie<strong>de</strong>r trafen alle<br />

Vorgesetzten e<strong>in</strong>, und auch dieses Mal erntete die Truppe nur<br />

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